Interview mit Prof. Johanna Anzengruber über ihren Vortrag an den 6. Cloud Use Cases Days
«Wir müssen nicht nur unsere digitalen Fähigkeiten weiterentwickeln, sondern auch die Art, wie wir Kompetenzmanagement betreiben»
Erfahren Sie mehr über die Inhalte der Vorträge des 6. Cloud Use Cases Days vom 13. März 2019.
In regelmässigen Abständen stellen wir Ihnen die Referenten in Kurzinterviews vor.
Johanna Anzengruber ist Professorin für Strategie und Innovation an der FH Oberösterreich und Affiliated Research Scientist am Center for Effective Organizations an der University of Southern California. Am Cloud Use Cases Day hält sie einen Expertenvortrag mit dem Titel «You have got to move beyond the ordinary. capabilities».
- Der 6. Cloud Use Cases Day beschäftigt sich mit Cloud als ein zentrales Element der Digitalen Transformation, das nicht nur die Unternehmens-IT, sondern das Gesamtunternehmen beeinflusst. Sie sprechen am Cloud Use Cases Day über Kompetenzen im Zeitalter der Digitalisierung. Welche Relevanz hat dieses Thema in diesem Kontext?
Die Unternehmens-IT steht heute mitten im Rampenlicht. War sie früher als Dienstleister eher nur geduldet, wird sie im Zuge der Digitalisierung zum Mitgestalter des Geschäfts. Damit werden von ihr aber ganz neue Kompetenzen erwartet und zwar solche, die über das Abbilden von Geschäftsprozessen weit hinausgehen.
Neben Codingskills und Projektmanagement muss sie vermehrt, zukünftige und relevante Businesstrends erkennen, daraus Geschäftsmodelle, Cloud und Edge Computing Strategien sowie fertige Lösungsvorschläge entwickeln, (IT)-Sicherheit in die Unternehmensstrategie integrieren und vieles mehr. Und alles während auf ihr ein immenser (Kosten-)Druck lastet, das Tagesgeschäft performant zu meistern und immer flexibel und veränderungswillig zu sein. Dies führt nicht selten zu einem riesigen Spagat und gelingt nicht, wenn man nur verwaltungsmäßig das Wort „digitale Kompetenz“ auf einem Kompetenzatlas hinzufügt und diese Kompetenzen punktuell bei der Einstellung eines Mitarbeiters abfragt.
Was hingehen den Schmerz lindert, ist eine gezielte Kompetenzstrategie in Zusammenarbeit mit dem gesamten Ökosystem, in dem das Business agiert. Das bringt manche unkonventionelle Lösung hervor, schafft einen Blick auf das große Ganze und oftmals – trotz großer Unsicherheit beim Aufbau von digitalen Kompetenzen – Vertrauen in den eigenen Kurs.
- «Wie lassen sich die Fähigkeiten, die Unternehmen in der digitalen Welt von heute und morgen brauchen, bestimmen, aufbauen und halten?» Das ist eine der Fragen, auf die Sie im Vortrag eingehen werden. Gibt es dafür ein Patentrezept?
Eher eine Lösung, mit der sich Unternehmen, individuell ihre «Rezepte» datengetrieben und situationsabhängig zusammenstellen können. Denn die Digitalisierung verändert nicht nur was und wie Firmen etwas tun, sondern auch wie sie ihre Aufgaben zusammensetzen, besetzen und abarbeiten.
Glaubt man dem Institute for the Future werden wir Arbeit in 2030 in kleine, spezifische Aufgaben unterteilen. Unternehmen werden Datenvisualisierung und Analytics dazu benutzen, um den besten Kandidaten für die jeweilige Aufgabe zu finden. Damit ist eines instinktiv klar: wir müssen nicht nur unsere digitalen Fähigkeiten weiterentwickeln, sondern auch die Art wie wir Kompetenzmanagement betreiben.
Deshalb haben wir in den letzten Jahren eine Kompetenzmanagementlösung entwickelt und in Unternehmen eingeführt, bei der Kompetenzen auf Basis der Aufgaben entlang des Wertschöpfungsprozesses, der Roadmaps, der internen Prozessabläufe, der Customer Journeys etc. und mit dem Business-Ökosystem des Unternehmens definiert und bewertet werden.
Damit können wir erreichen, dass die Unternehmen schneller und flexibler von innen heraus agieren und die Aufgaben, auch im Netzwerk, passgenauer vergeben. Zusätzlich entlastet es die Geschäftsführung, die Fachabteilungen und letztlich auch die IT, weil alle miteinander Antworten haben, welche Kompetenzen in Zukunft gebraucht werden, um auch weiterhin handlungsfähig zu bleiben. Mit der Kompetenzmanagementlösung können Projekte schneller und gezielter abgearbeitet werden und auch die knappen, digitalen Kompetenzen können ihr Potential besser ausspielen. Und das spart in der Regel viel Zeit und Geld. Zusätzlich schärft es die Wahrnehmung, den Fokus, erhöht die Wahlfreiheit und bringt größeres Vertrauen. Von so einem Kompetenzmanagement profitieren letztlich alle.
- Für wen ist Ihr Vortrag interessant und warum?
Für Gestalter, die sich mit dem heutigen Status-Quo nicht zufriedengeben und nach Antworten suchen.
Zur Person
Johanna Anzengruber ist seit 2016 Professorin für Strategie und Innovation an der FH Oberösterreich und seit 2017 Affiliated Research Scientist am Center for Effective Organizations an der University of Southern California. Vorher leitete sie als Strategin die Abteilung Strategic Competence Management im Siemens Healthineers Headquarters und wirkte bei Siemens Corporate Technology weltweit als Projektleiterin für langfristige strategische Zukunftsplanung. Nebenbei habilitierte sie sich im Rahmen einer Juniorprofessur für General Management an der Steinbeis Hochschule Berlin. In ihrer Forschungs-, Lehr- und Beratungstätigkeit befasst sie sich mit der Verbindung von strategischer Zukunftsplanung, Innovations- und Kompetenzmanagement für Unternehmen, insbesondere in Hinblick auf Technologien, Prozesse, Führung und Strukturen.
Der 6. Cloud Use Cases Day findet am 13. März 2019 in Olten statt!
Mehr Informationen zum Programm zur Anmeldung finden Sie hier → www.fhnw.ch/cloud-day