1986 – Als die berufsbegleitenden Aargauer Schulen zu Höheren Fachschulen wurden
Mit der Gründung der Aargauischen Fachschule für Heimerziehung und der Interkantonalen Bildungsstätte für Soziale Arbeit in den 1970er-Jahren wurde die Ausbildung im Bereich Soziale Arbeit im Kanton Aargau lanciert. Wie die beiden Vorgängerschulen von berufsbegleitenden Schulen zu Höheren Fachschulen wurden.
«Bildungsstätte für Soziale Arbeit disloziert in den Aargau» – der Titel eines Berichts der Schweizerischen Depeschenagentur SDA vom 6. November 1986 deutet darauf hin, dass in der Bildungslandschaft des Kantons Aargau etliche Veränderungen im Gange waren. Im Text ging es in erster Linie um die Verlegung der Interkantonalen Bildungsstätte für Soziale Arbeit (IBSA) vom Schloss Hünigen bei Konolfingen (BE) in den Kanton Aargau. Diese Verlegung wurde eingeleitet, nachdem der Kanton Aargau kurz zuvor die «Anerkennung und Förderung» der Bildungsstätte beschlossen hatte.
Doch der Reihe nach. Die Geschichte der Ausbildung im Bereich Soziale Arbeit beginnt im Kanton Aargau in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre und geht auf zwei Schulen zurück. 1973 wurde auf Initiative engagierter Heimleiter*innen der damaligen «Heimerziehung» und mit Unterstützung des Kantons die Aargauische Fachschule für Heimerziehung AFH gegründet. Die Initianten verwiesen dabei auf den gestiegenen Bedarf an qualifizierten Fachkräften in Bezug auf die anforderungsreichen Aufgaben der stationären Sozialpädagogik. Die Schule bot von da an einen dreijährigen berufsbegleitenden Studiengang an. Nur zwei Jahre später, im Jahr 1975, wurde die Interkantonale Bildungsstätte für Sozialarbeit IBSA gegründet. Diese entstand massgeblich aufgrund der Bemühungen des Schweizerischen Verbandes von Fachleuten für Alkoholgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe (VSFA), der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol und andere Drogenprobleme (SFA) und des Blauen Kreuzes. Die Ausbildungsstätte war eine Antwort auf die «mangelnde Professionalisierung» der damaligen Alkoholfürsorge, wie dem Ausbildungsprogramm 1993 der HFS Aarau, die aus der IBSA hervorgegangen war, zu entnehmen ist. Anfänglich waren die meisten Studierenden denn auch mehrheitlich Praktiker*innen aus dem Suchtbereich. Die Ausbildung erfolgte berufsbegleitend über vier Jahre, wobei immer wieder einwöchige Blockkurse durchgeführt wurden.
Seit ihren Anfängen hatten die beiden Schulen ihre berufsbegleitenden Ausbildungsgänge stets weiterentwickelt. Mit dem Resultat, dass sie 1986 den Status Höherer Fachschulen für Sozialarbeit beziehungsweise Sozialpädagogik erlangten und von der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Höheren Fachschulen für Soziale Arbeit als Mitgliedschulen aufgenommen wurden. Für die IBSA war dies nicht die einzige Veränderung. Wie eingangs erwähnt, wurde die Schule vom Kanton Bern in den Kanton Solothurn verlegt. Ab 1987 fanden Kurse in der landwirtschaftlichen Schule Liebegg in Gränichen statt, der Sitz der IBSA war neu in Aarau. Die Folgen dieses Umzugs für die IBSA hatte die SDA in ihrer Meldung folgendermassen zusammengefasst:
«Aufgrund des neuen aargauischen Sozialhilfegesetzes hat der aargauische Regierungsrat kürzlich die Anerkennung und Förderung der Ibsa beschlossen und den kantonalen Sanitätsdirektor ermächtigt, die Vereinbarung zwischen dem Kanton und der Ibsa zu unterzeichnen. Die Vereinbarung sieht in finanzieller Hinsicht die Leistung eines jährlichen Schulbeitrages von 40 000 Franken ab 1987 vor. Bisher hatte der Kanton jährlich 8600 Franken aus dem Alkoholzehntel beigesteuert und auch Schulbeiträge an Besucher von sozialen Schulen ausserhalb des Kantons geleistet. Mit der Verlegung der Schule in den Aargau wird der Kanton im Vorstand beziehungsweise der Schulleitung sowie in andern wichtigen Gremien der Ibsa Einsitz nehmen. Mit der Unterzeichnung der Vereinbarung zwischen der Ibsa und dem Kanton sei es gelungen, ein bis anhin im Aargau nicht bestehendes Ausbildungsangebot im sozialen Bereich nicht zuletzt im Interesse der Bevölkerung zu schaffen, erklärte der aargauische Gesundheitsdirektor, Regierungsrat Hans Jörg Huber, an der Presseorientierung in Aarau.»
1993 wurde schliesslich eine weitere Veränderung angekündigt: Der Regierungsrat des Kantons Aargau stimmte dem Zusammenschluss der Aargauischen Fachschule für Heimerziehung und der Höheren Fachschule für Sozialarbeit zur Höheren Fachschule für den Sozialbereich (HFS) zu. Mit der Ausbildung von Sozialpädagoginnen und Sozialarbeitern unter ein und demselben Dach sollte die Ausbildung verbessert werden. 1994 erfolgte schliesslich der Zusammenschluss.
Informationen aus:
- Ausbildungsprogramm HFS Aarau Interkantonale Höhere Fachschule für Sozialarbeit 1993
- Die Schule im Glashaus, Entstehung und Entwicklung der Fachhochschule Aargau Nordwestschweiz, Herausgegeben von René Bortolani 2006
- Artikel «Bildungsstätte für Soziale Arbeit disloziert in den Aargau», Schweizerische Depeschenagentur vom 6. November 1986
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