Die Wiederentdeckung der Städte als bevorzugte Arbeits-, Wohn- und Kulturräume, aber auch als Standorte, an denen kapitalintensive Investitionen getätigt und hohe Renditen erwirtschaftet werden können, beschleunigt den sozialen Wandel.
Stadtentwicklungspolitik agiert dabei stützend und steuernd zugleich: Über Standortmarketing soll die internationale Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden und Programme der Quartiersentwicklung und -aufwertung versuchen, der Fragmentierung der Stadt entgegenzuwirken und die Folgen für die Bewohnerinnen und Bewohner abzufedern. Soziale Arbeit, die vorwiegend quartiersbezogen agiert, steht vor der Herausforderung, sich im Leitbild der «unternehmerischen Stadt» zu verorten und den Rahmen, in dem sie agiert, zu beeinflussen. Lebenschancen zu eröffnen und soziale Gerechtigkeit einzufordern sind dabei zentrale Aufgaben. Das wirft aus praktischer und theoretischer Sicht eine Reihe von grund-sätzlichen Fragen auf.
Parallel zum Kontext «unternehmerische Stadt» ist beobachtbar, dass Professionelle der Sozialen Arbeit in diese Prozesse auf der Ebene der Quartiere involviert werden und oftmals auch darin «verstrickt» sind. Auf einen ersten Blick lassen sich unterschiedliche auftragsbezogene und (fach-) politische Positionierungen und Verständnisse antreffen (intermediär, konfrontativ, advokatorisch usw.). Diese sehen sich mit einer Vielzahl von zum Teil widersprüchlichen Erwartungen seitens Trägerschaft, Quartierbevölkerung, Verwaltung usw. konfrontiert. Ungeachtet der Positionierungen eint die Soziale Arbeit das Ziel, Menschen bei einem gelingenden Alltag zu unterstützen und auf förderliche Rahmenbedingungen einzuwirken. Dies wird möglich, indem konkrete soziale Probleme bearbeitet werden oder indem Soziale Arbeit frühzeitig, beispielsweise bei der Planung zugunsten ihrer Klientel «interveniert» und Ideen über die Funktionsweisen von sozialen Räumen entwickelt. Sowohl aus der Perspektive der Praxis als auch der Forschung stellen sich damit Fragen nach dem professionellen Verständnis in diesem Arbeitsfeld, nach dem Umgang mit divergierenden Standpunkten, Interessen und Ansprüchen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Analyse der rahmen-setzenden/durchdringenden Verwertungslogiken, die Chancen für Aneignungsprozesse sowie der Beitrag der Sozialen Arbeit bei der Eröffnung von Verwirklichungschancen für verschiedene Bevölkerungsgruppen.
An der Tagung sollen verschiedene, von der Sozialen Arbeit initiierte oder sie betref-fende Zugänge und Arbeitsweisen, die das Verhältnis von quartiersbezogener Sozialer Arbeit im Leitbild der «unternehmerischen Stadt» thematisieren, zur Diskussion gestellt werden. Neben Referaten werden einzelne Aspekte im Rahmen von Exkursionen vertieft. Workshops geben den aktuellen Stand der Debatten wieder. Auf diese Weise soll die Auseinandersetzung mit dem Thema gefördert werden, auch um die Potenziale einer quartiersbezogenen Sozialen Arbeit herauszuarbeiten.
Die Tagung richtet sich an alle Interessier-ten aus Forschung, Sozialarbeitspraxis und Stadtentwicklung, die sich mit Sozialer Arbeit im Kontext von Stadtentwicklung und -planung beschäftigen. Angesprochen sind auch Angehörige von Disziplinen, die im Schnittbereich von Stadtentwicklung und Sozialer Arbeit tätig sind (z.B. Raum- und Stadtplanung, Architektur, Soziologie, Ökonomie, Geografie).