22./23. Juni 2017 in Basel
Städte wachsen und verändern sich. Und den Anteil, den die Bürger/innen oder Herrschenden, die Waren- oder Wissensökonomie, die sozialen Bewegungen oder Revolten, das Charisma oder die Autorität daran haben, verweisen auf den jeweiligen gesellschaftlichen Kontext, in dem sich soziale, kulturelle und geistige Bewegungsfreiheit in der Stadt entfalten kann. Seit den wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit Stadt wird diese «Dynamik» disziplinär zu deuten versucht.
In der Sozialen Arbeit lässt sich dies bis weit in ihre Anfangszeiten zurückverfolgen. Dort lassen sich ihre wichtigen Leitbegriffe wie Teilhabe, Ermächtigung, Demokratie oder Gerechtigkeit verorten. Aber auch die Planungsdisziplinen kennen diese Bewegungen und oszillieren zwischen comprehensive planning, advokatorischer oder kollaborativer Planung.
Blicken wir auf die Stadt von heute, dann erscheinen viele Erklärungsansätze als nicht mehr gültig oder zu wenig hilfreich. Die Metaerzählungen kreisen längst nicht mehr um eine globalisierte Welt, sondern sie treten Debatten über neue räumliche und virtuelle Mobilitäten, neue Risiken und Bedrohungen los. Dabei erzeugen sie das Gefühl einer Hyper-Vervielfältigung von Lebensstilen und Lebenslagen und stellen den Glauben an eine Stadt als Grundgesamtheit zwar unterschiedlicher, aber doch vereinbarer Einheiten infrage – und damit auch ihre althergebrachten Institutionen. Und wo Mehrdeutigkeit zur Ratlosigkeit führt, beginnen Neuversuche, dem Lokalen mit normativen Folien wie Nachbarschaft oder kleinräumiger (Subsistenz-) Wirtschaft neue Relevanz zu geben. Zudem werden diese Neuformulierungen zur Entpolitisierung der Stadtentwicklung genutzt; dann werden soziale und territoriale Ungleichheiten als nicht mehr zeitgemässe Konzepte gegeisselt und damit Verantwortlichkeiten für reale Lebensbedingungen kaschiert.
Ist die Stadt in Bewegung überhaupt noch mit finalen Konzepten gestaltbar? Wie stellen Professionelle, die mit und für Menschen planen, angesichts von Ungewissheit und Mehrdeutigkeit sozial gerechte Entwicklungsbedingungen her? Dient der Diskurs um das (angebliche) Chaos letztlich nicht auch der Verschleierung von realen und wachsenden sozialen Ungleichheiten und Machtverhältnissen? Wer profitiert von diesen (scheinbar) offenen, selbst zu gestaltenden Feldern?