Der Fokus auf die Stadt in Bewegung ermöglicht ein kritisches Denken zwischen Traditionellem und Transformativem, zwischen Institutionen, Netzwerken und bottom-up Engagements.
Dieses auf das Geschehen fokussierte Bild vermittelt Stadt als Ort unscharfer Grenzen, wo Orte vorübergehend zu einem Zentrum werden können (Hausknotz, 2011). Oder, wie Hörster et al. (2013, 11) formulieren, wird Stadt zu einem Grenzobjekt, das heisst sie lokalisiert sich zwischen verschiedenen sozialen Welten und wird nur insoweit festgelegt, «in dem es für die jeweiligen Akteure und ihre Informations- und Arbeitsbedingungen notwendig ist». Diese Flüchtigkeit hat auch Blühdorns Ansatz der «simulativen Demokratie» (Blühdorn, 2013) im Blick, wenn er vor hartnäckigen Normen warnt, die unter heutigen Bedingungen des emanzipierten Subjektes eher verkrampft und moralin scheinen. Alle Neuauslegungen von Stadt sehen diese als ein zukunftsoffenes Ereignis – ein soziales Experiment im Reallabor. Die Stadt ist gefordert, sich immer wieder neu zu erfinden und es scheint keine einheitliche Bewegung zu geben. Dies bietet sowohl Freiheit als auch Unsicherheit, und in diesem Bewegungsfeld positioniert sich professionell handelnde Soziale Arbeit.
Vorträge, Exkursionen und Workshops sollen die Gelegenheit bieten, sich vertieft und aus verschiedenen Perspektiven mit dem Thema «Stadt in Bewegung» auseinanderzusetzen und dieses zuletzt auch selbst – zusammen mit anderen – zu erfahren.
Die Tagung will dafür sensibilisieren, die Stadt deutlicher als ein ständig im Werden begriffenes und hochgradig ambivalentes Ereignis zu begreifen. Dies impliziert allerdings nicht, wie mehrfach bereits angedeutet, dem städtischen Wandel einfach seinen Lauf zu lassen und auf professionelle Prinzipien zu verzichten oder normative Bezugspunkte wie soziale Gerechtigkeit aufzugeben. Damit diese unter hochmodernen Bedingungen eingelöst werden können, muss das professionelle Handeln jedoch stärker am Prozess sowie an der Bewegung, als an fixen Antworten auf soziale Probleme anknüpfen. Um Bewegungen zu erkennen, braucht es Momente der bewussten Wahrnehmung und der kritischen Reflexion. In dem Sinne bietet die Tagung einen Rahmen, um mit dem Paradigma des «ständig unterwegs» zu experimentieren und auszuloten, was dadurch eröffnet oder auch übersehen wird.
Vorträge, Exkursionen und Workshops sollen die Möglichkeit bieten, verschiedene
– und zum Teil von wissenschaftlicher Seite aus unterstützten – Beispiele einer
Stadtentwicklung by the people kennenzulernen. Daher wird die Tagung gezielt
transdisziplinäre Projekte aus unterschiedlichsten Bereichen wie Soziales, Ökologie,
Kunst und Kultur thematisieren.
Die Tagung richtet sich an alle Interessierten aus Forschung und
Praxis sowie Aktivistinnen und Aktivisten, die sich mit Stadtentwicklung
beschäftigen. Angesprochen sind Angehörige
verschiedener Disziplinen wie Soziale Arbeit, Architektur, Urbanistik, Geografie und Planung, Soziologie, Ökonomie, Kunst.