Superblock im Iselin Quartier Basel: Aufwertung des Strassenraums der Kreuzung Hegenheimer- und Colmarerstrasse
Im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeiten haben Marion Rey und Micha Zaugg untersucht, ob und wie eine Umsetzung von Superblocks in dichten Quartieren von Schweizer Städten sinnvoll und machbar ist. Dieser Blogeintrag der Studierenden beschreibt einen Entwurf zur Einführung eines Superblocks im Basler Iselin Quartier.
Der Superblock: Eine Idee aus Barcelona, auch für andere Städte?
Superblocks sind ein Konzept der städtischen Verkehrsplanung zur Verkehrsberuhigung und Steigerung der Lebensqualität in Wohnquartieren, das in und für Barcelona entwickelt und dort erstmals umgesetzt wurde. Ein Superblock kombiniert verschiedene Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, z.B. eine Höchstgeschwindigkeit von 10km/h und bauliche Massnahmen zur Vermeidung von Durchgangsverkehr, welche die Basis für eine umweltfreundlichere Lebensweise bieten sollen. Um dies zu erreichen, wird der Strassenraum neugestaltet, um Fußgängern den Vorrang zu geben.
Die positiven Auswirkungen der Einführung dieses Konzepts in Barcelona haben die Aufmerksamkeit der Bevölkerung und Verwaltung in weiteren Städten auf sich gezogen. Auch in der Schweiz gibt es Bestrebungen ähnliche Konzepte umzusetzen, beispielsweise in Basel als Bürger*inneninitiativen in den Quartieren Wettstein und St. Johann sowie als Postulat in Luzern.
Potenzial im Iselin Quartier
Im Rahmen der Bachelorarbeit wurde eine bestehende Potenzialanalyse zur Identifikation möglicher Gebiete für die Einrichtung von Superblocks in Schweizer Städten inhaltlich vertieft und als Nutzwertanalyse für verschiedene Quartiere in den Städten Basel und Luzern angewendet. Dabei wurde erkannt, dass in Basel das Iselin Quartier das größte Potenzial für die Umsetzung eines Superblocks aufweist. Der Stadtteil besitzt alle Voraussetzungen für eine sinnvolle und geeignete Umsetzung: Eine hohe Bevölkerungsdichte von ca. 350 Personen/ha, wenig Grünflächen und beschränkte Möglichkeiten zum Sitzen und Ausruhen im Strassenraum. Auf bestimmten, zentralen Strassenachsen sind nur wenig verkehrsberuhigende Maßnahmen umgesetzt. Gleichzeitig bedienen diese einen hohen Anteil an ortsfremdem Durchgangsverkehr auf. Darüber hinaus nehmen die oberirdischen Parkplätze viel Raum ein. Der zentrale Platz zwischen der Hegenheimerstraße und der Colmarerstraße weist ein besonders hohes Verbesserungspotenzial in Bezug auf die Entwicklung des sozialen Raums und der Grünflächen auf.
Handlungsziele
Aufgrund der Bestandsanalyse konnten für die Umgestaltung drei übergeordnete Handlungsziele definiert werden. Der Durchgangsverkehr auf der Hegenheimer- sowie der Colmarerstrasse soll reduziert und die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes verbessert werden. Ausserdem soll eine attraktive und sichere Fuss- und Veloverkehrsinfrastruktur bereitgestellt werden.
Mehrstufige Planung
Für die Umsetzung der verkehrsberuhigenden Massnahmen wird ein dreistufiges Verfahren vorgeschlagen. In einem ersten Schritt wird eine Einbahnstrassenregelung eingeführt. Diagonalsperren werden errichtet, was die motorisierten Verkehrsteilnehmer dazu zwingt abzubiegen. Dies wird als modaler Filter dienen und weiterhin kreuzungsquerenden Veloverkehr ermöglichen. Zwischen den Pollern entsteht ein attraktiver öffentlicher Platz.
Die Geschwindigkeitsreduzierung wird in der zweiten Phase eingeführt, so dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf dem Platz und im ganzen Quartier 20 km/h beträgt. Die zweite Phase ermöglicht es auch, Erkenntnisse aus der ersten Phase zu ziehen und zusammen mit der Bevölkerung Anpassungen und Verbesserungen zu erarbeiten.
In der dritten und letzten Phase geht es darum, die temporären Gestaltungsmassnahmen in eine permanente Gestaltung umzuwandeln. Die verschiedenen Elemente werden fest installiert und die Bäume, die zuvor in Pflanzentrögen standen, werden im Erdboden eingepflanzt.
Konzept zur Umgestaltung des Strassenraums
Die zentrale Kreuzung wird zu einem öffentlichen, gemischt genutzten Aufenthaltsort für die Bevölkerung. Durch die drei Durchgangssperren wird mittels festinstallierter Poller ein autofreier Platz geschaffen. Für mehr Komfort und Sicherheit werden auf dem gesamten Platz die Bordsteine entfernt, sodass eine ebene Fläche ohne Höhenversätze geschaffen werden kann. Aus städtebaulichen und historischen Gründen soll der Basilisken-Brunnen bestehen bleiben. Anstelle der Blumenrabatte werden jedoch mehrere Bäume gepflanzt, die Schatten für die darunter liegenden, neuen Sitzplätze spenden.
Auf der anderen Seite des Platzes wird ein Spielplatz mit verschiedenen Geräten eingerichtet, die ein sicheres und entspanntes Spielen abseits des Strassenverkehrs ermöglichen. Dafür müssten jedoch drei bestehende Bäume entfernt werden, die aufgrund ihrer Baumart nicht integriert werden können. Daneben wird eine Sprühnebel-Dusche für Abkühlung während heissen Sommertagen sorgen.
Östlich des Platzes, auf dem Abschnitt der Hegenheimerstrasse, werden mehrere Spielmöglichkeiten auf der neuen autofreien Fläche eingerichtet. Neben den auf den Boden gemalten Spielen werden auch eine Tischtennisplatte und ein Schachfeld für Unterhaltung von Jung und Alt sorgen. Durch die bunten Farben der Spiele unterscheidet sich der Platz von dem restlichen Strassenbild. Zusätzlich werden Picknicktische und Sitzgelegenheit den Bewohnern und Passanten zur Verfügung gestellt. Mit der Erweiterung der Begrünung durch neu gepflanzte Bäume und bunte Hochbeete, bietet dieser Abschnitt der Strasse eine hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität.
Durch den neu geschaffenen Anziehungspunkt wird ein erhöhter Veloverkehr erwartet. Aufgrund dessen werden auf beide Seiten des Platzes jeweils Parkplätze in der Blauen Zone durch Veloabstellplätze ersetzt. Insgesamt werden im betrachteten Bereich sieben Parkplätze abgebaut.
Erkenntnisse
Auch wenn dieser erste Entwurf nur eine mögliche Umgestaltungsvariante darstellt, zeigt sich trotzdem expemplarisch, welch grosses Potenzial die Umgestaltung der bestehender Strassenräumen zur Steigerung der Lebensqualität bietet. Um den Superblock in der Praxis zu realisieren, müssten noch weitere und detailliertere Untersuchungen getätigt werden. So muss beispielsweise anhand des Werkleitungsplans die Standorte der geplanten Bäume überprüft, ein Konzept für die Partizipation entwickelt, und idealerweise auch ein Gesamtkonzept für die Planung und Umsetzung von Superblocks für Basel ausgearbeitet werden.
Bericht zur Bachelorarbeit
Der Bericht zur Bachelorarbeit kann per Email an alexander.erath@fhnw.ch angefordert werden.
Top Beitrag!
Das Konzept aus Barcelona find ich sehr spannend und innovativ. Ich würde so ein Konzept in der Schweiz herzlich begrüssen.