Parkplätze auf dem Dreispitz: Weniger ist mehr
Wie viele Parkplätze gibt es auf dem Dreispitzareal in Basel-Stadt? Wie stark und durch wen werden diese Parkplätze genutzt? Und wie könnten mögliche Verbesserungen aussehen?
Um dies zu beantworten, wurde das Angebot und die Nutzung von Parkfelder im baselstädtischen Teil des Dreispitzes im Rahmen einer Bachelorarbeit untersucht. Die Auswertungen und eine Fallstudie zeigen deutlich, dass viele Parkfelder vorhanden sind und deren optimierte Nutzung ein hohes Potenzial zur Aufwertung des Areals bietet.
Viele leere Flächen, wenig Grünraum, beschränktes Entwicklungspotenzial
Das Dreispitz-Areal steht in einem Transformationsprozess. Das Areal liegt teils in Basel-Stadt, teils in Münchenstein (BL) und gehört der Christoph Merian Stiftung, welche die Parzellen im Baurecht vergibt. Aktuell sind die meisten Parkfelder auf dem Areal fest vermietet, jedoch scheint ihre Auslastung optimierungsbedürftig.
Da das Areal dicht bebaut ist und kaum Grünflächen aufweist, bildet sich im Sommer ein Urban Heat Island-Effekt mit deutlich höhere Temperaturen auf als in den umliegenden Quartieren.
Aufgrund der Parkplatzverordnung in der Basler Zone 7 dürfen in den baselstädtischen Teilen keine neuen Parkplätze errichtet werden. Diese Regelung erschwert es neuen Firmen, sich auf dem Areal niederzulassen, wenn für die beabsichtigte Nutzung zu wenig Parkplätze zur Verfügung stehen, was die Entwicklung und Transformation des Gebiets hemmt.
Um die Nutzung der bestehenden Parkfelder besser verstehen wurde im Rahmen der Bachelorarbeit an einem Stichtag im Juli die Parkplatzbelegung erhoben. Die Analysen zeigen, dass das vorhandene Parkplatzangebot nur maximal zur Hälfte genutzt wurde. Aufgrund der meist fixen Zuweisung der Parkfelder an einzelne Nutzende, kann an bestimmten Orten dennoch ein Mangel auftreten.
Für einen ausgewählten Bereich wurde aufgrund der bei der Erhebung gemachten Erkenntnisse ein grobes Parkraumkonzept entworfen, dass eine effizientere Nutzung der Parkplätze ermöglicht und so ein Teil der wenig genutzten Parkplätze durch Grünflächen ersetzt werden könnte. Dies würde nicht nur die Attraktivität des Areals steigern, sondern auch zur ökologischen und städtebaulichen Aufwertung beitragen. Die geplanten Massnahmen zielen darauf ab, die Flächennutzung zu optimieren und gleichzeitig den Bedürfnissen der ansässigen und zukünftigen Unternehmen gerecht zu werden, um so die weitere Entwicklung des Areals zu fördern.
Aufbereiten, Filmen, Zählen und Auswerten von Daten zu über 1’000 Parkplätzen
Als Grundlage dieser Bachelorarbeit dienten die von der Rapp AG durchgeführte Erhebung der Parkplatzangebotes aus dem Jahr 2020. Um diese Daten zu überprüfen und zu ergänzen, wurden mit einer auf einem Motorradhelm montierten GoPro-Kamera eine Videoerhebung per Motorrad durchgeführt. Diese fand am 04.07.2024 zwischen 14:30 Uhr – 15:30 Uhr bei schönem Wetter statt. Aufgrund des Videomaterials wurde jedes Parkfeld mit diversen Attributen beschrieben, wie zum Beispiel die Art des Parkplatzes. Zudem wurde aufgrund des Nummernschilds die Herkunft der parkierten Fahrzeuge abgeleitet. Insgesamt wurden 1339 Parkfelder verortet, von denen 1270 für die Berechnung der Auslastung berücksichtigt werden konnten, da sie durchgehend zugänglich waren. Darin sind die 311 im Parkhaus Leimgrube vorhandenen Parkfelder miteingeschlossen.
Die Parkplatzauslastung wurde ebenfalls ausgewertet. Am 12.7.24 wurde jeweils um 08:30 Uhr, 12:00 Uhr, 18:30 Uhr und 21:00 Uhr die Belegung aller Parkfelder im öffentlichen Raum, im Parkhaus Leimgruben sowie auf den Baurechtsparzellen erfasst. Für die Auswertung wurde die Belegung jedes Parkfelds aufgrund der Auswertung der Videoerhebung erfasst. Anhand der Fahrzeugbeschriftung und des Fahrzeugtyps wurden dabei Privatfahrzeuge von Firmenfahrzeugen unterschieden.
40% der Parkplätze sind leer, braucht es mehr?
Im Schnitt war am Stichtag der Erhebung jedes zweite Parkfeld nicht belegt. Die höchste Auslastung wurde zur Mittagszeit im Wirtschaftspark (BS) mit 60 % verzeichnet.
Der Pendler- und Berufsverkehr dominiert die Belegung der Parkplätze tagsüber. Nacht blieben je nach Teilareal zwischen 66% bis 85% der Parkfelder unbenutzt. Zur Mittagszeit stieg die Auslastung, primär durch Besuchende von Verpflegungsbetrieben.
Die Erhebung der Auslastung musste aufgrund des akademischen Kalenders während der Sommerschulferien erfolgen. Im Juli liegen die auf den umliegenden automatischen Zählstellen gemessenen MIV-Verkehrsmengen zwischen 10% – 16% tiefer als im Monat mit dem grössten Verkehrsaufkommen. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die erhobenen Auslastungswerte zwischen 15% – 20% tiefer liegt als im nachfragestärksten Monat.
Basierend auf den am 4. Juli erhobenen Nummernschildern sind knapp 80 % der Fahrzeuge in der Schweiz, rund 10 % in Frankreich und weitere 5 % in Deutschland registriert. Die meisten Fahrzeuge waren in Basel-Stadt oder Basel-Land zugelassen.
Abbildung 2 und Abbildung 3 illustrieren, welche Weglängen gegenüber dem Basisszenario die grösste Zunahme zu verzeichnen haben. Im aggregierten Modell verzeichnen die Distanzklassen mit Weglängen unter 10 km einen unterdurchschnittlichen Zuwachs an Wegen. Ab Weglängen über 10 km zeigt sich ein umgekehrtes Bild. Ab da verzeichnen alle Distanzklassen überdurchschnittliche Zuwachsraten. Ein fast identisches Ergebnis ist im disaggregierten Modell zu beobachten. Der Unterschied besteht darin, dass die Weglängen bereits ab den Distanzklassen über 8 km einen überdurchschnittlichen Zuwachs erfahren. Die Hypothese 2 findet demzufolge in beiden Modellen Bestätigung.
Morgens und mittags sind die Parkfelder im Parkhaus Leimgrube etwas mehr als zur Hälfte belegt, wobei die meisten durch Privatfahrzeuge und nur wenige durch Firmenfahrzeuge genutzt werden. Abends sank die Belegung auf 21 %, nachts waren nur noch 19 % der Parkplätze belegt, wobei die Firmenfahrzeuge auch dann einen geringeren Anteil ausmachen.
Weniger ist mehr mit Mehrfachnutzung: Fallstudie Stuttgart-Strasse
Wie aufgrund der gemachten Erkenntnisse die Parkraumplanung verbessert und neue Flächen für Grünraum und weitere Nutzungen freigespielt werden könnten, wird am Beispiel der Stuttgart-Strasse aufgezeigt. Die im untenstehenden Kartenbereich vorhandenen 75 Parkfelder waren über den Tagesverlauf zu maximal 61 % belegt. Eine Zusammenlegung der Parkfelder zu einem Cluster würde die Mehrfachnutzung dieser Parkfelder ermöglichen. Dadurch könnten rund ein Drittel dieser Parkfelder ohne Wirkung auf die Parkplatzverfügbarkeit abgebaut und zum Beispiel als Grünraum umgenutzt werden. Statt über fix zugewiesenen Parkfelder würde die Vermietung über Parkkarten erfolgen, welche die unbeschränkte Nutzung eines Parkfelds in diesem Cluster erlauben.
Aber, aber, aber…
Die Erhebung der Parkplatznutzung im Dreispitz-Areal weist mehrere Einschränkungen auf. Erstens fand sie während der Sommerferien im Kanton Basel statt, was zu einer geringeren Auslastung führen könnte, da viele Personen verreist waren. Zweitens wurde die Datenerhebung nur an einem einzigen Tag durchgeführt, was die Repräsentativität einschränkt und saisonale Schwankungen nicht berücksichtigt. Drittens wurden weder Einstellhallen noch Parkplätze, die nachts nicht zugänglich sind, erfasst, was das Gesamtbild der Parkplatznutzung verfälschen könnte. Diese Faktoren könnten die Interpretation der Ergebnisse beeinflussen und eine vollständige Abbildung der typischen Nutzung erschweren.
Was nun zu tun ist
Für eine fundierte Analyse der Parkplatznutzung wird empfohlen, die Erhebung der Belegung an mehreren Tagen ausserhalb der Schulferien zu wiederholen und dabei darauf zu achten, dass an Tagen mit unterschiedlichen Witterungsbedingungen erhoben wird.
Im Bereich der Stuttgart-Strasse könnte eine Anpassung der Parkfeldvermietung und -nutzung gemäss der Fallstudie im Rahmen eines Pilotversuchs getestet werden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse könnten helfen, ein solches Parkraumkonzept weiterzuentwickeln, auch im Hinblick auf eine an die jeweiligen lokalen Verhältnisse angepasste Anwendung für weitere Teilareal.
Zukünftige Erhebungen zur Parkfeldnutzung sollten auch die Parkfelder auf privaten Parzellen und in privaten Einstellhallen auf dem Dreispitz-Areal umfassen und idealerweise über mehrere Wochen stattfinden. So könnten saisonale Schwankungen erfasst werden und das umfassenderen Bilds der Parkplatznutzung weitere Potenziale einer verbesserten Parkraumplanung und -nutzung offenlegen.
Was nun zu tun ist
Der vollständige Schlussbericht der BSc-Arbeit ist im Institutional Repository der FHNW hier öffentlich verfügbar.
Kommentare
Keine Kommentare erfasst zu Parkplätze auf dem Dreispitz: Weniger ist mehr