Verkehrsanalyse zur Netstaler Querspange
Im November 2022 wurde im Kanton Glarus die Netstaler Quespange eröffnet. Nach der Eröffnung konnte eine Zunahme in der anzahl Stauminuten zwischen Glarus und der Linthebene festgestellt werden. Mit dieser Problemstellung hat sich Tim Cotti im Rahmen einer Projektarbeit des Masterstudiengans MSE Civil Engineering befasst. Mithilfe Wegetabellen aus agentenbasierten Verkehrsmodell der Senozon AG konnte die Verkehrsnachfrage rund um Netstal analysiert werden.
Wegetabellen zur Verkehrsanalyse der Netstaler Querspange
Den Ortskern vom Verkehr entlasten und neue Entwicklungsgebiete erschliessen. Das war das Versprechen der neuen Querspange bei Netstal in Glarus. Doch dann folgte die Ernüchterung. Geduld war plötzlich gefragt. Stau aufgrund Verkehrsüberlastung bei Netstal wurde nun zum Alltag. Die Forderungen nach Besserung folgten prompt. Doch was tun? Den Verkehr doch wieder durch den Ort leiten? Die Effizienz der Knoten steigern? Oder doch Busspuren bauen?
Mit aktivitätenbasierten Verkehrsmodellen die Mobilität detaillierter verstehen
Die jüngsten Verkehrsentwicklungen im Glarnerland verdeutlichen die Herausforderungen und Chancen, die mit neuen Infrastrukturen und veränderten Mobilitätsgewohnheiten einhergehen. Doch auch die Verkehrsplanung ändert sich. Es ist möglich die Verkehrsströme auf Basis von mehr und mehr Daten zu simulieren und so Modelle zu erstellen, die der Realität näher sind als je zuvor. Aktivitätenbasierte Verkehrsmodelle ermöglichen es den Verkehr aufgrund der Mobilitätsbedürfnissen einzelner Personen und nicht aggregierter Verkehrsströme zwischen Zonen darzustellen
Das Verkehrsproblem in Glarus mit dem Verkehrsmodell von Senozon analysieren
Auf die Daten aus genau einem solchen Modell durfte im Rahmen einer Projektarbeit zugegriffen werden um die Verkehrssituation im Bereich um Netstal zu analysieren. Die Senozon AG hat für dieses Projekt ihre Zusammenarbeit angeboten. Das Modell, welches von Senozon betrieben wird, stellt den Verkehr in der gesamten Schweiz dar und basiert auf einer Vielzahl von Daten, wie auch die Verkehrserhebungen aus dem Mikrozensus. Nochmal realitätsnäher soll das Modell 2025 werden, wenn die Datengrundlage um die mobilfunkbasierten Mobilitätsdaten des Anbieters Sunrise ergänzt, werden sollen.
Für das Projekt wurde eine Wegetabelle zur Verfügung gestellt welche rund 44’000 Wege in der Region rund um den Kanton Glarus zeigt. Diese 44’000 stellen repräsentativ einen Viertel aller Wege dar welche im Untersuchungsgebiet an einem üblichen Werktag stattfinden. Sei es der Weg zur Schule, der Abstecher zum Einkaufsladen am Feierabend oder der Familienausflug ins Kino, alle sollen sie vertreten sein.
Skript zur effizienten Analyse der Senozon-Daten
Für das Projekt wurde ein Skript in R entwickelt, welches mithilfe einer solchen Wegetabelle helfen soll, einen verkehrlichen Flaschenhals zu analysieren. Genau dieses Programm wurde in einem zweiten Schritt auf die neue Querspange in Netstal angewendet.
So wurden Zonen und Verbindungen hervorgehoben, welche durch ihre Verkehrserzeugung den Raum um die Querspange besonders belasten. Dabei war allgemein festzustellen, dass die Kantonstrasse in Netstal auch entlastet werden kann ohne Umsetzung grosser Infrastrukturprojekte.
Verkehrszonen und Flaschenhälse
Hier setzt das Programm an. Die Senozon Wegetabelle enthält Start- und Zielpunkte für jeden Weg (auf 100 x 100 Meter genau). Wie die Abb.1 nahe legt, ist es ohne Rückkopplung auf Zonen nahezu unmöglich einfach Verständliche Daten aus allen Wegen auf einmal zu gewinnen. Entsprechend werden diese Verkehrszonen erneut eingeführt. Dabei kann auf eine automatisch generierte Zoneneinteilung gesetzt werden oder aber auch wieder auf eine bestehende sinnvolle Zoneneinteilung zurückgegriffen werden.
In einem zweiten Schritt müssen aus der Liste der Zonenverbindungen jene gestrichen welche nicht durch den Flaschenhals verlaufen. Dies geschieht mithilfe einer sogenannten Screenline, welche mit den bestehenden Daten verschnitten wird, um nur noch jene zu erhalten welche für die Analyse tatsächlich sinnvoll sind.
So erhält man Resultate in folgender Form:
Detailanalyse
Durch den oben dargestellten ersten Schritt konnten Gebiete gefunden werden, welche eine besonders hohe Nachfrage für Fahrten über die Screenline aufweisen. Diese Gebiete sollten folglich genauer untersucht werden.
Das Skript generiert automatisiert Diagramme, welche die genaue Verkehrsmittelwahl oder den Wegzweck für alle Wege, welche den Flaschenhals belasten detailreich und doch möglichst verständlich Darstellen sollen.
Ergebnisse
Aus den Daten wurde im Rahmen dieser Projektarbeit unter anderem folgende Vorschläge gemacht, um die konkrete Situation in Netstal zu entschärfen.
- Alternativer Anschluss des Einkaufszentrums Wiggispark für Fahrten Wiggispark → Mollis über den Zaunweg
- Unternehmensinternes Mobilitätsmanagement der Unternehmen an der Bleichi in Ennenda
- Verbesserung des ÖV-Angebots durch eine zusätzliche Buslinie Reichenburg → Mollis → Netstal
Schlussbericht & Skript
Der vollständige Schlussbericht der Projektarbeit wird im Institutional Repository der FHNW öffentlich verfügbar sein (Link folgt).
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