02. Der springende Ball
Prof. Siegfried Thiel konzipierte diese Lektion nicht nur, sondern im Verlauf von mehr als 30 Jahren führte Thiel diese Lektion immer wieder mit verschiedenen Gruppen von Kindern durch – wobei Studierende und Dozierende zuschauten und die Stunde im Anschluss reflektierten und analysierten.
Der Hintergrund: Kinder beschweren sich im Alltag oft über den schlechten Zustand ihrer Bälle: «Meiner ist so weich, er hopst nicht», «Der ist so lätschig und will nicht hüpfen», «Fester und härter soll er sein, dann springt er». Im Zentrum des Austauschs in diesem Panelfenster der Wagenscheintagung stehen die jahrzehntelangen Erfahrungen Thiels mit der Unterrichtsstunde «Wie springt der Ball?» und seine Erinnerungen an viele Unterrichtsversuche mit zahlreichen Primarschülerinnen und -schülern.
Siegfried Thiel : Der Springende Ball
Es ist schade, dass hier die Vorerfahrungen der Kinder nicht den Ausgangspunkt des Dialoges sind. Kinder wissen implizit sehr viel über das Springen. Im Gespräch kann man darüber nachdenken, weshalb man nicht aufrechtstehend springen kann. Man muss dabei immer in die Knie gehen. Kinder wissen es auch, dass man es nicht so leicht schafft, im Sand, bzw. Wasser hochzuspringen . Darüber hinaus weiß ihr Körper, dass beim Gehen die Füße nach hinter stoßen müssen. Ebenso, dass beim Schwimmen die Arme das Wasser rückwärts verdrängen. Implizit wissen sie auch, in welcher Richtung die Füße stoßen müssen, wenn sie mit dem Roller vorwärts fahren wollen. Vielleicht haben sie auch beobachtet, in welcher Richtung die Skistöcke sich bewegen. Kinder wissen es auch, dass der Fuß weh tut, wenn man damit einen Fußball anstößt usw.
Der Ball muss erst „in die Knie gehen“, um hoch zu springen.
Vielleicht haben die Kinder auch beobachtet wie Tiere hochspringen, und wie sich dabei ihre Beine verhalten.
Leider muss oft der Kopf etwas lernen, was der Körper schon weiß.
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