Salah Naoura: Hilfe! Ich will hier raus
Henrik ist etwa 10 Jahre alt. Er lebt mit seiner Familie in einem kleinen Haus in glücklicher, friedlicher Harmonie. Von aussen mag das ein bisschen langweilig erscheinen, aber die Familie ist glücklich. Alles ist geregelt, alles verläuft problemlos. Bis es eines Tages klingelt und Oma vor der Tür steht. Oma ist aus dem Altersheim abgehauen, sie will hier einziehen, schliesslich ist es ihr Haus. Sie übernimmt auch ab sofort das Kommando. Oma ist eine richtiggehende Kratzbürste: Sie liebt es zu streiten, sie mag es, die andern gegeneinander aufzuhetzen. Oma erzählt ihrem Enkel, dass Uropa hier im Garten drei Goldbarren vergraben habe. So beginnt Henrik damit, Löcher in den Garten zu graben. Schätze zu suchen, das ist ansteckend und so gräbt bald die ganze Familie mit. Das Ganze spricht sich in der kleinen Stadt natürlich herum. Früher war der Garten ja auch viel grösser, also beginnt die ganze Stadt Löcher zu buddeln. Und Oma? Die lacht sich heimlich ins Fäustchen und verschwindet. Eine grosse Weltreise will sie machen, nur – woher hat sie plötzlich das viele Geld dazu?
Wie in fast allen Büchern des Autors geht es auch in dieser Geschichte an die Ränder dessen, was möglich ist. Und genau diese schier undenkbaren Vorkommnisse, diese übertreibende Darstellung der einzelnen Figuren macht die Lektüre so genussvoll. Leserinnen und Leser können sich trotz dieser Überzeichnungen in die Figuren hineinfühlen, weil doch alle ein bisschen von Omas Blut in den Adern haben oder ein geregeltes Leben lieben, wie Henriks Familie es tut. Die Geschichte ist nicht nur skurril, sondern auch spannend und eignet sich deshalb hervorragend zum Vorlesen. Für Kinder ab etwa 9 Jahren.
Salah Naoura: Hilfe! Ich will hier raus! Dressler 2014. ISBN: 978-3-7915-1429-1
Rezension: Maria Riss