Simon Mason: Mondpicknick
Seit Mama gestorben ist, wird es mit Papa immer schlimmer. Er hat seine Stelle verloren, sitzt oft tagelang im Schuppen und hat dann plötzlich irgendwelche verrückte Ideen. So weckt er beispielsweise Martha und ihren kleinen Bruder mitten in der Nacht und nimmt sie mit zu einem Picknick im Mond-schein. Das sind besondere und schöne Momente, doch sie werden immer seltener.
Martha muss bald den ganzen Haushalt alleine übernehmen, auf ihren kleinen Bruder aufpassen und ihm abends Geschichten erzählen. Martha muss immer längere Listen schreiben, um den Alltag zu bewältigen, denn Martha ist gerade mal elf Jahre alt. Schlimmer als die ganze Arbeit aber sind die grossen Sorgen, die sich Martha um ihren Papa macht. Was ist bloss mit ihm los?! Und dann entdeckt sie eines Tages all die vielen Whisky-Flaschen, die Papa an verschiedenen Orten im Haus versteckt hat. Martha hat es zwar geahnt, aber jetzt hat sie die Gewissheit: Ihr Papa ist Alkoholiker. Martha und ihr kleiner Bruder müssen nun zu den so schrecklich strengen Grosseltern ziehen und Papa, der muss in eine Anstalt. Die beiden Kinder dürfen keinen Kontakt mehr zu ihm haben. Das ist schwer, Martha vermisst ihn sehr, aber gleichzeitig tut es auch gut, endlich die ganze Verantwortung an die Grosseltern abgeben zu können. Und so kommt es, dass nach einem Jahr die ganze Geschichte, zumindest vorläufig, ein glückliches Ende findet: Papa trinkt nicht mehr und hat wieder einen Job. Und Martha wird vielleicht bald berühmt, denn sie bekommt ihre erste Rolle in einem Film.
Simon Mason hat mit Martha eine Figur geschaffen, deren Gefühle und Handlungsweise einen beeindrucken, weil sie niemals aufgibt, weil sie fest davon überzeugt ist, dass es für alles irgendeine Lösung gibt. Eindrucksvoll ist es dem englischen Autor auch gelungen, aus der Sicht eines Kindes den schleichenden Beginn einer Alkoholsucht zu beschreiben: Martha liebt ihren Vater sehr und beobachtet ihn genau, kennt seine guten und schlechten Tage, seine Höhenflüge und Abstürze und ist zutiefst verunsichert. Sie will die Sucht zu lange nicht wahrhaben und passt unentwegt auf, dass niemand etwas von Papas Geheimnis erfährt. «Mondpicknick» ist auch in sprachlicher Hinsicht ein wunderschönes, berührendes Buch. Die Geschichte ist so ergreifend und spannend, dass sich das Buch auch sehr gut zum Vorlesen eignet. Für Kinder ab etwa 11 Jahren.
Simon Mason: Mondpicknick. Carlsen 2013. ISBN: 978 3 551 58282 9
Rezension: Maria Riss