Einfach lesen lernen: Eine neue Buchreihe, die überzeugt
Für Kinder, die das Lesen erst lernen, gibt es im Carlsen Verlag eine Serie von Büchern, die sich erfreulich von gängigen Erstlesereihen abhebt. Die Bücher sind sehr sorgfältig gemacht und dies in jeder Beziehung. Allen voran sind es die namhaften Autor:innen, die es verstehen, ihre Geschichten so zu schreiben, dass diese nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich überzeugen.
Natürlich ist es gewagt, wenn sich Katja Alves ausgerechnet an die Geschichte von Heidi traut. Sie erzählt die Haupthandlung des Klassikers aber so einfach, treffend und bildhaft, dass die meisten Kinder ihre helle Freude daran haben werden. Auch Peter Stamm hat zur Feder gegriffen und erzählt von Theo und Marlen, die «Robinson» spielen wollen. Dazu brauchen sie eine Insel. Wenn man nichts anderes hat, kann man ja auch eine begrünte Verkehrsinsel ansteuern. Mit Taschenlampe, Decken, Sackmesser und vielen Keksen durchqueren Marlen und Theo das gefährliche Meer und legen auf einem Verkehrskreisel an. Während sie sich einen Unterschlupf bauen, umkreisen Haifische ihre Insel. Erst spät in der Nacht werden es endlich weniger. Am nächsten Morgen legt dann ein Polizeihaifisch an und bringt die beiden Ausreisser zurück nach Hause. Die Bilder von Susanne Göhlich passen ganz wunderbar zu dieser humorvollen und spannenden Geschichte. Voller Sprachwitz erzählt Martin Muser von einer Feuerwehr, die ausgerechnet dann zu einem dringenden Einsatz muss, als alle nackt unter der Dusche stehen. Pro Seite gibt es meist nur einen Satz, vieles ist gereimt und wiederholt sich immer wieder. Dadurch entsteht ein humorvoller, rhythmisierter Text, der sich leicht einprägt. Die kräftigen, farbenfrohen Bilder von Sabine Kranz helfen beim Verstehen und Imaginieren dieser leicht verrückten Story. Im Buch von Christian Tielmann und Dominik Rupp müssen die lesenden Kinder mithelfen, den Schulweg von Sam und Indira zu finden. Immer wieder muss mit dem Lösen von Rätseln und mit kniffligen Entscheidungen bestimmt werden, wo es langgeht. Man liest sich so kreuz und quer durch die Geschichte. Hasnain Kazim und Lena Hesse erzählen in einem Mix zwischen Sachbuch und Comic von Maxi und Ali. Die beiden sind zwar eng befreundet, immer wieder streiten sie sich aber auch. Manchmal ist das befreiend, manchmal machen solche Auseinandersetzungen wütend oder traurig. Das Buch ist an keiner Stelle moralisierend und erklärt sachlich, in einer leicht verständlichen Sprache und ganz nah am Kinderalltag, mögliche Ursachen von Konflikten, Streit und auch Kriegen.
Die Buchreihe aus dem Carlsen Verlag begeistert und wird schon im Herbst unter anderem mit einem Titel von Andreas Steinhöfel weitergeführt.
Rezension: Maria Riss