Irene Dische: Zwischen zwei Scheiben Glück

Die Geschichte spielt Anfang der dreissiger Jahre. Peter ist etwa 5 Jahre alt und lebt bei seinem strengen Grossvater, einem Landarzt, in einer ungarischen Kleinstadt, nahe der deutschen Grenze. Immer wieder kommt Peters Vater Laszlo zu Besuch, das sind für Peter einmalig schöne Stunden. Sein Vater ist so voller Lebenslust, lacht viel, nimmt den kleinen Peter auf kleine Abenteuerfahrten mit oder erzählt ihm Geschichten bis spät in die Nacht. 1938 zieht Laszlo nach Berlin und nimmt seinen Sohn mit. Dort sind die Nazis an der Macht. Peter weiss, was Nazis sind: «Nazis sind die Chefs in Deutschland und bestimmen alles.» Bald schickt Laszlo seinen Sohn zurück nach Ungarn zu seinem Grossvater, das Leben in Berlin ist zu gefährlich für ihn geworden. Vor allem, und dies weiss der kleine Peter nicht, weil er selbst Jude ist. Peter hat grosse Sehnsucht nach seinem Vater. Er erhält aber jede Woche einen Brief von ihm, in denen er von seinem vermeintlich lustigen und abenteuerlichen Leben in Berlin berichtet. Irgendwann sind diese Briefe nicht mehr handschriftlich verfasst, sondern mit der Schreibmaschine geschrieben. Wochen später erfährt Peter zufällig den Grund für diesen Umstand: Sein Vater wurde zum Tode verurteilt, weil er Juden Pässe vermittelt hatte. Peters Grossvater ist unfähig seinem Enkel die Wahrheit über Laszlo mitzuteilen. Deshalb verfasst er die Briefe selbst, nachdem Laszlo verhaftet und hingerichtet wurde. Peter wiederum ist nicht in der Lage, Grossvater mitzuteilen, dass er diese Wahrheit kennt. Jede Woche schreibt er deshalb eine Antwort. Weil Grossvater gelogen hat, tut Peter es nun auch. Die beiden lügen sich als wochenlang gegenseitig an. 1944, kurz vor dem Einmarsch der Deutschen, stirbt Grossvater. Peter kommt zu einer Tante nach Budapest und überlebt.
Irene Dische erzählt davon, wie wichtig es ist, dass Kinder, trotz lebensbedrohender Umstände, eine gewisse Geborgenheit und Liebe in der Familie erfahren dürfen. Sie vermittelt in ihrem Roman zudem eine Ahnung davon, wie Menschen in jener Zeit aus Liebe und Verzweiflung die Illusion einer «heilen Welt» schufen. Das Buch besticht durch die wunderbare Sprache, die so vieles nur andeutet und viel Raum für eigene Vorstellungen lässt. Vom Grauen der Zeit wird nur zwischen den Zeilen erzählt. Das Buch wurde 1998 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Die Autorin schreibt vor allem für Erwachsene, dieses Buch kann deshalb als Brücke zur Erwachsenenliteratur im Unterricht eingesetzt werden. Für Jugendliche. 88 Seiten
Das Buch eignet sich hervorragend als Klassenlektüre. Das Zentrum Lesen hat dazu Unterrichtsmaterialien entwickelt. Materialien zu diesem Buch
Irene Dische: Zwischen zwei Scheiben Glück. Hanser, Neuausgabe 2018. ISBN: 978-3-446-25864-8
Rezension: Maria Riss