Jörg Isermeyer: Alles andere als normal
Lukas und Jule könnten unterschiedlicher nicht sein: Lukas hat ganz normale Eltern, er ist weder hoch- noch tiefbegabt oder hat sonst erwähnenswerte Eigenschaften. „Scheisse, bin ich normal!“, findet er selbst. Jule dagegen ist alles andere als normal. Sie ist temperamentvoll, spioniert fremden Menschen hinterher und bringt Lukas’ Leben so ziemlich durcheinander. Nur wenn sie etwas von sich erzählen soll, dann wird sie seltsam ruhig und schweigsam. Wo wohnt Jule? Wer sind ihre Eltern? Warum taucht sie immer wieder vor Lukas’ Schule auf? Trotz aller offenen Fragen und Unterschiede freunden sich die beiden an und streifen gemeinsam durch die Strassen Berlins bis sie eines Tages per Zufall einer Bande von Fahrraddieben auf die Spur kommen. Als Jule bei der Bande ihren eigenen Bruder entdeckt, scheint ihre Welt einzustürzen: Was soll sie nun tun? Und, was macht Lukas in dieser Situation?
„Alles andere als normal“ ist eine spannende und temporeiche Geschichte über eine spezielle Freundschaft. Es gelingt dem Autor aber auch, die Lesenden zum Nachdenken anzuregen, sodass das Buch einen bleibenden Eindruck hinterlässt: Nüchtern und pragmatisch und gleichzeitig schonungslos ehrlich schildert er die jeweiligen Familienverhältnisse der beiden Protagonisten, ohne dabei in einen Duktus des mahnenden Zeigefingers zu verfallen. Die einzelnen Kapitel sind zum Teil aus Lukas’, zum Teil aus Jules Sicht geschrieben. Dies lässt Leserinnen und Leser ganz unmittelbar und emotional am Geschehen teilhaben. Die Geschichte von Jule und Lukas wurde bereits als Theaterstück aufgeführt und hat dafür den Berliner Kindertheaterpreis erhalten. Das Buch ist bereits für den Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreis 2014 nominiert. Für alle ab ca. 11 Jahren.
Jörg Isermeyer: Alles andere als normal. Beltz 2014. ISBN: 978-3-407-82047-1
Rezension: Claudia Hefti