Erin Jade Lange: Halbe Helden
Auf dem Heimweg passiert es mal wieder. Der 16-jährige Dane verspürt ein Kribbeln in den Händen, so stark, dass er einen eingebildeten Lackaffen-Mitschüler einfach verhauen muss. Aber da schaut jemand zu, eindringlich und mit offenem Mund. Dane würde am liebsten schon wieder zuschlagen, hält aber inne und meint «Du hast Glück: Ich schlage keine Mongos». Aber der Zuschauer Billy lässt Dane nicht einfach weggehen. Er will um alles in der Welt, dass Dane ihn künftig zur Schule begleitet. Er fordert dies laut, eindringlich und mit grosser Beharrlichkeit. Denn Dane ist stark und Billy wird oft von andern geschlagen und fertig gemacht, mit Dane an der Seite würde er sicher zur Schule gehen können. Dane hat vor kurzem die letzte Warnung erhalten: Noch eine Schlägerei und er fliegt von der Schule. Und so kommt es, dass Dane vom Schuldirektor eine letzte Chace bekommt: Wenn er gut auf Billy aufpasst und ihn täglich auf dem Schulweg begleitet, darf er an der Schule bleiben. Und den Abschluss machen, das will Dane auf jeden Fall. Dane findet diesen Billy anfangs ziemlich grausam nervig, aber Billy hat ihn in der Hand. Dane muss tun, was Billy will. Billy will lernen, wie man kämpft, wie man sich wehrt und Billy will seinen Vater finden, das vor allem. Ganz allmählich entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen dem ungleichen Paar. Dane ist endlich einer, der Billy ernst nimmt, der sich traut, auch unangenehme Dinge zu sagen, obwohl sein Gegenüber unter den Down Syndrom leidet. Dane behandelt Billy ganz ohne Mitleid. Billy wiederum hat ein sehr feines Gespür dafür, was wirklich in Dane vorgeht, weshalb er sich immerzu schlagen muss. Als sich die beiden schliesslich ein Auto schnappen, um Billys Vater zu suchen, da wird die Geschichte erst richtig spannend.
«Halbe Helden» ist ein wunderbares Jugendbuch, dem man ganz viele Leserinnen und Leser wünscht. Da ist Dane, ein Schläger mit einem butterweichen Innenleben und Billy, der eigentlich keiner Fliege etwas zuleide tun kann, der aber durch seine Beharrlichkeit oft zum Stärkeren der beiden avanciert. Die beiden sind wirklich nur halbe Helden, aber genau dieser Umstand ist der Grund, weshalb man sie beim Lesen so lieb gewinnt. Und es ist die ungewöhnliche und doch so starke Freundschaft zwischen einem Schlägertypen und einem Jungen mit Down Syndrom, von der so eindringlich erzählt wird. Stellenweise erinnert der Plot an Sequenzen aus dem Film «Ziemlich beste Freunde» und das war ein Film, der alle berührte, zugleich aber auch gute Laune machte. Ein Lesevergnügen für Jugendliche und Erwachsene.
Erin Jade Lange: Halbe Helden. Magellan 2015. ISBN: 978-3-7348-5010-3
Rezension: Maria Riss