Buch des Monats Januar 2016
Andreas Steinhöfel: Wenn mein Mond deine Sonne wäre
Mit Bildern von Nele Palmtag und Musik von Sergei Prokofjew und Georges Bizet
Max ist etwa acht Jahre alt und wohnt in einer kleinen Stadt. Sein Grossvater wohnt im gleichen Ort, nur leider im Pflegeheim, hinter verschlossenen Türen. Max hat Sehnsucht nach seinem Grossvater, überall in seinem Körper. Diese Sehnsucht wird so gross, dass Max an einem Sommermorgen ganz früh aufsteht, einen Rucksack packt und sich zum Pflegeheim aufmacht. Heute ist der Tag, heute wird er mit Grossvater ausreissen und einen Ausflug machen. Max kennt den Türcode der Pflegestation längst und Max liebt seinen Grossvater so sehr, dass er an diesem Tag auch mutig genug ist. Die Flucht gelingt. Dass Fräulein Schneider, schnell wie ein Wiesel, ebenfalls durch die offene Tür schlüpft, das merken Max und Grossvater erst auf dem Weg zum Bus. Endlich erreichen sie die wunderschöne Wiese am Stadtrand. Sie setzen sich ins Gras und reden, der alte Mann und sein Enkel Max. Fräulein Schneider hat es eher mit dem Tanzen. Wundersame Sprünge vollführt sie im Sonnenlicht, schliesslich war sie früher Balletttänzerin. Es ist klar, dass die drei gesucht und schliesslich gefunden werden. Auch wenn die Erwachsenen böse sind und schimpfen, dieser Ausflug, die Nähe und das Gespräch mit dem Grossvater, die grosse Freude über die Weite und den Geruch dieser Wiese, all das wird Max nie vergessen, sein ganzes Leben nicht. Es geht um Liebe in dieser Geschichte, um Erinnerungen, es geht ums Loslassen, um Vertrauen und Geborgenheit. Und zwischendurch, wie könnte es bei Andreas Steinhöfel anders sein, kann man beim Lesen auch immer wieder schmunzeln.
Das Buch enthält eine Hör-CD, auf der Andreas Steinhöfel diese wunderbare Geschichte in überaus gekonnter Manier vorliest. Zwischendurch lässt er Leserinnen und Leser verweilen, da gibt es mit Musik gefüllte Nachdenk- und Imaginationspausen. Man kann, von Musik begleitet, die Bilder anschauen und den Text nachwirken lassen. Andreas Steinhöfel beweist mit diesem so wunderbar gestalteten kleinen Buch einmal mehr, was für ein grossartiger Erzähler er ist. Es sind die kleinen Worte, die treffenden Bilder, die das ganze Geschehen so beschreiben, dass man als Leserin oder Leser selber auf wundersame Weise an diesem Ausflug teilnimmt. Die einfache, poetische Sprache, die fantastischen Bilder von Nele Palmtag und die Musik von Prokofjew und Bizet helfen mit, dass man all das, was zwischen den Zeilen versteckt ist, besser verstehen kann. Für Kinder ab etwa 6 Jahren, für Grossväter und Grossmütter, für alle, die zwischendurch innehalten möchten.
Andreas Steinhöfel: Wenn mein Mond deine Sonne wäre. Mit Bildern von Nele Palmtag und Musik von Sergei Prokofjew und Georges Bizet. Carlsen 2015. ISNB: 978-3-551-27136-5
Rezension: Maria Riss