John Corey Whaley: Hochgradig unlogisches Verhalten
Lisa ist eine ehrgeizige junge Frau. Gute Schulleistungen sind ihr sehr wichtig, vor allem interessiert sie sich für Psychologie und hofft mit einer guten Studienaufgabe auch einen heiss ersehnten Studienplatz zu erhalten. Lisa entscheidet sich für eine Art Experiment. Von Früher her kennt sie Solomon, diesen Jungen, der seit über drei Jahren sein Haus nicht mehr verlassen hat. Sie schafft es, dort aufzutauchen und Solomon näher kennenzulernen. Solomon scheint ein ganz normaler junger Mann zu sein, der sich einfach nicht mehr traut, das Haus zu verlassen. Seine Schulaufgaben macht er online und die Tage verbringt er mehr oder weniger im Pyjama. Aber Solomon ist klug und charmant und bald entwickelt sich zwischen Lisa und Solomon eine Freundschaft. Lisa bringt auch immer öfter ihren Freund Clark mit. Solomon lernt, was Freundschaft und Vertrauen sind. Immer offener berichtet er von seinen Ängsten und seinen Panikattacken. Auch für Lisa ist Solomon immer wichtigen geworden. Sie mag ihn sehr. Als Solomon die Wahrheit über Lisas erste Besuche erfährt, dass er quasi als Studienobjekt fungierte, droht er daran zu zerbrechen. Lisa und Clark wissen nicht mehr aus noch ein. Mit einer überaus wagemutigen Tat stellen sie ihre tiefe Freundschaft zu diesem so speziellen Jungen unter Beweis. Und ganz zum Schluss, da traut sich Solomon sogar aus dem Haus, zumindest bis ans Ende des Gartenzauns.
Die Geschichte wird fast ausschliesslich in Dialogen erzählt, dies ermöglicht es Leserinnen und Leser, ganz nah beim Buchgeschehen zu verweilen. Solomons erst zaghafte Versuche, sich zu öffnen, das allmähliche Überwinden seiner Ängste, aber auch seine Angstattacken erlebt man unmittelbar mit. Lisa und Clark wiederum verlieren ihre Furcht vor der Andersartigkeit und gewinnen Solomon mit jedem Besuch lieber. Das Geben und Nehmen ist gegenseitig, ganz so, wie es in einer richtigen Freundschaft sein soll. Solomons Leben ist zwar von all seinen zwanghaften Handlungen geprägt, trotzdem ist er ein ganz normaler Jugendlicher, mit dem sich Lesende, Jungen wie Mädchen, identifizieren können. Die Lektüre macht trotz des ernsten Themas auch Spass, vielleicht weil das Buch absolut frei von Pathos bleibt und in einer sehr direkten, schnörkellosen Sprache geschrieben ist.
John Corey Whaley Hochgradig unlogisches Verhalten. Aus dem Englischen von Andreas Jandl. Hanser 2017. ISBN: 978-3-446-25705-4
Rezension: Maria Riss