Marion Achard: Am Ende des Regenwaldes
Daboka lebt geborgen mit ihren Eltern und ihrem Stamm tief verborgen im dichten Grün des Regenwaldes. Sie lernt, wie man Fische fängt, wie man Gefässe aus Ton herstellt, wie man die Sprache des Waldes versteht, wie man Tattoo-Farben mischt und damit wunderschöne Zeichnungen auf den Körper malt. Schon Morgen will der ganze Stamm aufbrechen, um mit einer befreundeten Gemeinschaft ein Fest zu feiern. Aber soweit soll es nicht kommen. Dabokas Stamm wird von Eindringlingen überfallen, von Menschen, die Häute tragen, die ganz schrecklich laute Waffen benutzen und die laut herumbrüllen, ohne Respekt vor dem Geist des Waldes. Ihre ganze Familie wird ermordet, nur Dakoba und ihre kleine Schwester überleben dieses Massacker. So machen sich die beiden auf, ganz still und heimlich dem alten Pfaden folgend. Bald gelangen sie aber zu einem riesigen Band, das sich quer durch den Wald zieht. Es ist eine Strasse und die fremden Männer nehmen die beiden Kinder dort fest. Sie sollen nun bei einer Familie leben, in einem Haus und nach westlich geregelten Strukturen. Dakoba kann das nicht, zu sehr fehlt ihr die Geborgenheit des Stammes und das Leben draussen im Einklang mit der Natur. Zusammen mit ihrer kleinen Schwester gelingt ihr die Flucht zurück in die dunkelgrünen Tiefen des Regenwaldes. Hier wird sie ihre Verwandten finden: Sie wird sie warnen, mit ihnen gemeinsam weiter fliehen, dorthin, wo niemand sie finden wird.
Mariona Achards Buch ist nicht nur speziell vom Format her, es ist auch in einer wunderschönen, poetischen Sprache geschrieben. Stellenweise liest sich der Text fast wie ein Gedicht und weil Dakoba diese Geschichte selber erzählt, werden ihre Gedanken und Gefühle sehr gut nachvollziehbar. «Am Ende des Regenwaldes» ist eine Art Novelle für Jugendliche, ein dringender Appell gleichzeitig auch an uns alle, den Regenwald nicht rücksichtslos zu zerstören. Das Buch basiert auf wahren Begebenheiten und ist zurecht nominiert für den Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreis. Für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene.
Marion Achard: Am Ende des Regenwaldes. Aus dem Französischen von Anna Taube. Magellan 2010. ISBN: 978-3-7348-5044-8
Rezension: Maria Riss