Erich Ballinger: Der Gletschermann – ein Steinzeitkrimi
Roman. Mit diesem Roman unternehmen Lesende eine Zeitreise 5‘000 Jahre zurück ins Ötztal ins österreichisch-italienische Grenzgebiet. Bal-Bes, der Fremde, der Einzelgänger, ist auf der Flucht und gelangt ins Gebiet der Menschen vom Stamm der Tau-Tau. Dort begegnet er drei Jägern, die sich trotz ihrer Vorsicht allem Fremden gegenüber mit ihm anfreunden und ihn zu ihrem Dorf mitnehmen. Nach einer von Misstrauen geprägten Prüfung durch den Clanführer findet Bal-Bes schliesslich gastliche Aufnahme bei den Tau-Tau. Bei «Stein-aus-dem-Ohr» gewinnt er bald auch die Zuneigung einer verwitweten Frau, und er beginnt sich über eine für ihn scheinbar positive Zukunft zu freuen. Doch das Glück währt nicht lange: Muir, die blinde Schamanin der Tau-Tau, die einsam ausserhalb des Dorfes lebt, wird erschlagen aufgefunden. Bal-Bes wird schnell bewusst, dass man ihn, den Fremden, für den Mörder halten wird, dass er keine Chance haben wird, die Tau-Tau von seiner Unschuld zu überzeugen. Er flieht deshalb aus dem Dorf hinauf in die Berge und will über Os, das ewige Eis, in den Süden fliehen. Verfolgt und gehetzt wird er von zwei ehemaligen neuen Freunden, die ihn fangen und seiner gerechten Strafe zuführen sollen. Hoch oben auf dem Gletscher, während Oork, der Schneesturm tobt, kommt es zu einer dramatischen und unerwarteten Entwicklung.
Wenn man Erich Ballingers «Der Gletschermann» zu lesen beginnt, fühlt man sich schnell an das rekonstruierte Schicksal von «Öetzi», der Gletschermumie erinnert, deren Fund wiederholt grosse Schlagzeilen machte. Dies ist kein Zufall, denn der Autor hält sich, was die äusseren Umstände betrifft, eng an die wissenschaftlichen Erkenntnisse über «Ötzis» Leben und Sterben und die Kulturen seiner Zeit. Um diese Fakten hat er aber eine packende und dramatische Geschichte mit einem höchst überraschenden Ausgang gewoben, die nebst grosser Spannung auch zahlreiche interessante Einblicke ins Alltagsleben unserer Vorfahren ermöglicht. Die Sprache ist einfach gehalten, besteht vorwiegend aus Hauptsätzen, die es auch Jüngeren oder weniger sprachbegabten Älteren relativ einfach machen, in die Geschichte einzutauchen. Ein ausführlicher Anhang mit zahlreichen Erläuterungen zu dem, was man heute über «Ötzis» Zeit weiss, ergänzt diesen sehr lesenswerten historischen Roman.
Dieses spannende und von zeitlosen Themen wie Freundschaft, Vertrauen, Habgier und Neid im Leben geprägte Buch sollte in keinem Klassenzimmer ab der 5. Klasse fehlen. Geeignet sowohl zum individuellen Lesen, wie auch begleitend für den Themenunterricht oder auch einfach als patentes Vorlesebuch.
Rezension: Peter Steffen
Erich Ballinger: Der Gletschermann – ein Steinzeitkrimi. Arena Verlag, 2009.