Andreas Steinhöfel: O Patria Mia!
Mädchen wie Gianna gibt es wohl nur wenige auf der Welt: Gianna liebt italienische Opern so sehr, dass sie mehr als drei Opern auswendig vor sich hersingen kann. Klar, sie will Opernsängerin werden und übt täglich stundenlang. Ihre Eltern führen ein italienisches Restaurant und sind deshalb abends kaum daheim. An manchen Tagen kommt das Gianna sehr gelegen. Entweder schaut sie sich heimlich Gruselfilme an oder sie schleicht sich zum Fluss hinunter und singt dort dem fliessenden Wasser ihre Arien vor. Das sind immer besonders stimmungsvolle Stunden. Eines nachts nun sieht sie am Fluss ein schwarzes, riesengrosses Monster, das dabei ist, ins Haus des doofen Nachbarjungen Matze einzudringen. Ein paar Nächte später ist es Gianna selbst, die ganz fürchterlich erschrickt, weil dieses schwarze Ungeheuer neben ihrem eigenen Bett steht. Es droht ihr mit schrecklichen Konsequenzen, sollte sie sich noch einmal heimlich Gruselfilme ansehen. Bald bemerkt Gianna, dass sich mehrere Kinder in der Schule seltsam benehmen, so wie Matze, der plötzlich ganz still und brav geworden ist. Auch ihre beste Freundin Elvira liegt seit Tagen daheim, scheinbar ohne ernsthafte Krankheit. Irgendetwas stimmt da nicht und Gianna will der Sache auf den Grund gehen. Es ist ausgerechnet Matze, der ihr bei der Suche nach diesem schwarzen Monster hilft. Als die bei-den entdecken, wer die Kinder so erschreckt, kommt Gianna ihr Gesang zu Hilfe. Sie schafft es nämlich endlich, das hohe «c» zu erreichen und bringt damit alle Gläser zum Zerspringen. Ein enormer Scherbenregen prasselt auf das Monster nieder und es wird entlarvt. Gianna ist eine, die sich traut, eine, die etwas unternimmt und sich wehrt, wenn dumme Erwachsene Kinder mit so furchteinflössenden Massnahmen zum Gehorsam zwingen wollen. Insofern kann sie durch ihr mutiges Auftreten durchaus auch als Vorbild dienen. In gekonnter Manier, witzig, spannend, wortgewandt und voll von treffenden Bildern erzählt Andreas Steinhöfel die Geschichte dieses mutigen, ungewöhnlichen Mädchens. Und weil in Geschichten so vieles möglich wird, darf dieses Buch auch mit einem herzerwärmenden Happyend ausgehen. Ganz nebenbei erfahren Lesende nicht nur etwas über italienische Opern, sie lernen auch etliche italienische Wörter. Kinder ab etwa 8 Jahren werden die Vorlesestunden geniessen, Kinder ab 9 können die gut gegliederte Geschichte selber lesen.
Andreas Steinhöfel: O Patria Mia! Carlsen Erstausgabe 1996, Taschenbuch 2012. ISBN: 978-3-551-31138-2
Rezension: Maria Riss