Annette Pehnt: Hieronymus oder Wie man wild wird
Waschbär Hieronymus ist unglücklich. Er wurde von seiner Familie verstossen, weil er sich zu «haustiermässig» benommen hat. «Ich sollte entweder wilder werden oder gleich bei den Menschen einziehen», klagt er dem achtjährigen Luki, in dessen Vorgarten er überraschend auftaucht. Waschbär Hieronymus kann nicht nur sprechen, er ist auch sehr höflich und hat sich gemerkt, wie Menschen sich benehmen. Aber wie wird man wild? Luki hat ein sehr ähnliches Problem. Auch er sollte wilder werden, sich wehren und sich endlich wie ein «richtiger Junge» benehmen. Seine Noten sind viel zu gut und Freude, die hat er leider nicht. Luki lebt bei seiner Mutter, die es zwar sehr gut meint, die ihm aber mit ihrer Fürsorge kaum Freiraum lässt. Luki spürt, dass er Waschbär Hieronymus unbedingt helfen und dafür kämpfen muss, dass dieser einen guten Platz zum Leben findet. Dabei tauchen Helferinnen und Helfer auf, mit denen Luki gar nicht gerechnet hat – und zum Schluss, da kommt alles völlig anders, als man es sich das beim Lesen gedacht hat.
In dieser Geschichte geht es um Themen wie Freundschaft und den Mut zum anders zu sein. Um gegenseitigen Respekt und darum, dass es sich manchmal lohnt, über den eigenen Schatten zu springen. In einer einfühlsamen Sprache, begleitet von wunderbar witzigen und kunstvollen Bildern erzählten die beiden Autorinnen von den Abenteuern der zwei Freunde. Zum Selberlesen ab etwa 8 Jahren, zum Vorlesen schon für kleinere Kinder.
Annette Pehnt: Hieronymus oder Wie man wild wird. Illustrationen von Henrike Wilson. Hanser 2021. ISBN: 978 3 446 26952 1
Rezension: Almut Hansen