Buch des Monats August 2014
Annemarie van Haeringen: Coco und das «Kleine Schwarze»
Coco wächst in einem Waisenhaus auf. Dort muss sie hart arbeiten, hat ständig Hunger und ist zerbrechlich wie eine Eierschale. Bald kann Coco dafür nähen, stricken und sticken wie kaum eine andere. Und hart arbeiten, das kann sie auch. Später arbeitet sie als Näherin und Sängerin in einem Nachtclub. Durch einen reichen Freund bekommt sie eine feste Anstellung und zieht in ein vornehmes Haus um, in ein Château. Coco staunt über all diesen Luxus, aber sie bedauert zugleich die reichen Damen, die sich alle in so schrecklich enge, unbequeme Korsetts zwängen müssen. Mutig und voller Tatendrang war Coco schon immer, deshalb ist sie wild entschlossen, diesen Damen zu helfen. Sie überlegt, sie zeichnet, sie näht pausenlos und entwirft das erste «Kleine Schwarze», das alle problemlos ohne enges Mieder tragen können. «In einem schwarzen Kleid sieht man vor allem die Frau, die es trägt, und nicht das Kleid selbst», meint sie. Bald ist Coco berühmt, alle wollen ihre schwarzen Kleider kaufen. Auch heute gehört «Das kleine Schwarze» ja schliesslich immer noch dazu.
Die Geschichte klingt fast ein bisschen wie ein Märchen, basiert aber auf wahren Begebenheiten. Das Thema ist ungewohnt, aber faszinierend und auch für Kinder interessant. Endlich ein Bilderbuch, das von einer mutigen und tatkräftigen Frau erzählt. Coco Chanel hat schliesslich einen bedeutsamen Beitrag zur Befreiung der Frauen geleistet! Annemarie van Haeringen gehört zu den bedeutendsten Illustratorinnen der Niederlande. So sind es vor allem auch die Bilder, mit denen sie diese Geschichte erzählt. Die Farben sind sehr dezent, umso mutiger, schwungvoller und ausdrucksstark sind die Linien und Striche. Ein wunderschönes Bilderbuch nicht nur für Mädchen ab etwa 6 Jahren.
Annemarie van Haeringen: Coco und das «Kleine Schwarze». Verlag Freies Geistesleben 2014. ISBN: 978-3-7725-2883-5
Rezension: Maria Riss