Christian Linker: Stadt der Wölfe
«Ich wünschte, es gäbe euch alle gar nicht. Am liebsten wär ich ganz allein auf der Welt!» Mit diesen Worten geht Janek nach einem schlimmen Streit mit seinen Eltern abends ins Bett. Am Morgen wacht Janek auf, geht in die Küche. Es ist niemand da. Er macht sich Frühstück, holt sein Rad und will zur Schule fahren. Keine Menschenseele ist unterwegs. Völlig sinnlos wechseln die Ampeln ihre Farben. Die Schule ist leer. Absolut unheimlich. Janek schreibt eine Botschaft an die Tafel. Vielleicht gibt es ja irgendwo doch noch jemanden. Anschliessend macht er sich in der ganzen Stadt auf die Suche nach Menschen. Er verfährt sich und als ihn aus einem Tunnel zwei Augen anstarren, als er das laute Knurren hört, weiss er, dass Wölfe unterwegs sind. Die erste einsame Nacht daheim wird zu einem einzigen Albtraum. Janek fühlt eine Angst, wie er sie niemals zuvor erlebt hat. Wieder fährt er am Morgen darauf zur Schule und dort, dort findet er endlich jemanden. Es ist Anouk, ein Mädchen aus seiner Klasse, die sich endlich aus ihrem Versteckt traut. Die beiden fallen sich in die Arme, sind so froh, nicht mehr ganz alleine zu sein. Bald merken die beiden aber, dass sie verfolgt werden, nicht nur von Wölfen. Wie die Geschichte ausgeht, das sei an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Man kann das Buch vor dem Lesen der letzten Seite nicht zur Seite legen.
So muss gute Unterhaltungsliteratur für Kinder geschrieben sein: Es braucht einen spannenden Plot, eine gut verständliche Sprache, die aber niemals anbiedernd sein darf und es braucht Protagonisten, mit denen sich die Lesenden identifizieren können. Christian Linker schreibt über all die Abenteuer, die Janek und Anouk bestehen müssen, er regt an, darüber nachzudenken, wie es wäre, als eine Art Robinson in unserer Welt zurecht zu kommen. Er erzählt von Vertrauen, vom Zusammenhalten und ein bisschen auch von einer ersten Liebe. Das Buch eignet sich sehr gut zum Vorlesen, weil es nicht nur so spannend ist, sondern Mädchen wie Jungen gleichermassen anspricht. Der Text ist in grossen Lettern gedruckt und sei für Leserinnen und Leser ab etwa 11 Jahren empfohlen.
Cristian Linker: Stadt der Wölfe. dtv Hardcover 2015. ISBN: 978-3-423-76114-7
Rezension: Maria Riss