Cornelia Funke/Susanne Göhlich: Fabers Schatz
Als Opa beschliesst, nach Amerika auszuwandern, schenkt er seinem Enkel Faber nur einen alten Teppich. Den hat er vor vielen Jahren von einem Freund aus Damaskus bekommen. «Damit du mich besuchen kannst, du musst nur die Worte auf dem Teppich lesen», meint er beim Abschied. Aber auf dem Teppich sind nur Muster und seltsame Ornamente. Faber weiss nicht, was er mit diesem Teppich soll. Er klemmt ihn unter den Arm und geht zum Hafen, dort trifft er auf eine Kinderschar aus vielen fremden Ländern, die miteinander spielen. Faber setzt sich auf seinen Teppich und schaut zu. Shaima, ein Mädchen mit schwarzem Haar und seltsamen Kleidern, setzt sich zu Faber auf den Teppich. Sie erkennt, dass diese Ornamente arabische Schriftzeichen sind, sie lächelt und liest die Worte: «Tier ya besat, tier!» In diesem Moment hebt der Teppich vom Boden ab, ganz sacht. Den beiden verschlägt es zuerst die Sprache, aber dann geniessen sie den wunderschönen Flug. Es geht höher, immer höher über die Stadt und dann über fremde unbekannte Länder. Faber und Shaima staunen, wie bunt und vielfältig die Welt ist. Und ganz nebenbei lernt Faber von Shaima ein paar Worte Arabisch. Die beiden werden Freunde und fliegen künftig öfters zusammen aus. Und wer weiss, vielleicht schaffen es die beiden ja sogar mal bis zu Fabers Opa nach Amerika.
In diesem Buch ergänzen sich Text und Bilder ganz wunderbar. Alles, was Cornelia Funke im Text auslässt, ergänzt Sabine Göhlich mit ihren klaren, so stimmungsvollen Bildern. Das Buch erzählt von Freundschaft, vom Abschiednehmen und dem Staunen über die Vielfalt unserer Erde. Die Geschichte eröffnet Lesenden einen ganz anderen, unbeschwerten Zugang zum Thema Migration. Die Handlung hat einen linearen Aufbau, ist spannend und lässt sich deshalb ganz wunderbar vorlesen und erzählen. Und dass man beim Lesen oder Zuhören gleich noch ein paar arabische Worte lernen kann, macht das Ganze besonders reizvoll. Für Kinder ab etwa 5 Jahren.
Cornelia Funke/Susanne Göhlich: Fabers Schatz. aladin Verlag, 2016. ISBN: 978-3-8489-0122-7
Rezension: Maria Riss