Davide Morosinotto: Sohn des Meeres
Aus dem Italienischen von Cornelia Panzacchi

Pietro, ein vierzehnjähriger, grossgewachsener, kräftiger Junge, führt in der Nähe des altrömischen Städtchens Ateste mit seinen Eltern ein einfaches Leben. Nie hätte er gedacht, dass er je seine Heimat verlassen und etwas anderes tun würde, als die Schweine seiner Familie zu hüten. Doch genau so kommt es, als ein Bote schlechte Neuigkeiten bringt: Die Hunnen belagern die benachbarte Stadt – sie benötigt dringend Hilfe! Der Senator von Ateste handelt schnell. Er zieht alle wehrtüchtigen Männer ein – auch starke Jungen wie Pietro – und bildet sie in einer Schnellbleiche zu Soldaten aus. Dort lernt Pietro Titus kennen, eine tiefe Freundschaft entwickelt sich zwischen den beiden. Ohne Rüstung und spärlich bewaffnet zieht das neu gebildete Heer nun gegen die Hunnen. Kurz vor dem Abmarsch gesteht Pietros Mutter ihrem Sohn, dass Pietro von einem Barbaren abstamme, der vom Meer – da mar – kam. Pietro hat es im Herzen schon immer geahnt – er ist Pietro da mar und er will, nein, er muss das Meer sehen! Ein zweite, beinahe grössere Überraschung für Pietro folgt bald. Der Sohn des Senators von Ateste zieht ebenfalls in den Krieg – allerdings bequem in einer Kutsche verschanzt. Nur versteckt sich in der Kutsche nicht der Sohn, sondern die Tochter des Senators, Justina, die ihrer Rolle entfliehen und endlich etwas erleben will. Es dauert nicht lange und ihr Wunsch geht in Erfüllung – das neu gebildete Heer trifft unerwartet ein erstes Mal auf die Hunnen. Viele werden grausam getötet, Justina und Pietro gefangengenommen. Mit viel List gelingt den beiden die Flucht. Es dauert aber nicht lange und die Hunnen erscheinen erneut in gewaltiger Überzahl, die Schlacht tobt und Pietro wird lebensgefährlich verletzt. Es gelingt Justina und Titus, den lebensbedrohlich verletzten Pietro zu bergen und ihn soweit gesund zu pflegen, dass sie fliehen können. Ihre Flucht geht Richtung Meer durch ein sumpfiges, aber relativ sicheres Gebiet. Am Meer hausen bereits Tausende andere Geflüchtete, es gibt viel zu wenig Lebensmittel und Neulinge sind unerwünscht. Zum Glück hat Pietro eine risikoreiche, aber geniale Idee, wie sie zu Essen und zu Geld kommen, so dass sie am Ende nicht nur überleben, sondern sich in Zukunft ein Haus am Meer werden bauen können.
Erneut entführt Davide Morosinotto seine Leser:innen in eine andere Zeitepoche. Die Geschichte spielt um 452 n. Chr. im damaligen Weströmischen Reich. Die Figuren sind zwar erfunden, aber wie der Autor in einem abschliessenden Kapitel erklärt, hätte es sich so zutragen können. Kindgerecht erläutert er darin die Lebensumstände dieser Zeit. Der Roman ist nicht nur äusserst spannend, es entspinnt sich auch eine erste zarte Liebe zwischen den beiden ungleichen jungen Menschen Pietro und Justina, die der Autor feinfühlig schildert. Seine Figuren handeln nicht immer richtig, manchmal ärgert man sich als Leser:in geradezu über verschiedene Taten, dies macht die Lektüre aber umso nahbarer und authentischer. Hilfreich für die Lektüre wäre eine Landkarte des damaligen Italien gewesen, um die Reise der Protagonisten auch darauf verfolgen zu können. Empfohlen für Lesende ab ca. 12 Jahren, auch als Klassenlektüre oder zum Vorlesen. 362 Seiten.
Davide Morosinotto: Sohn des Meeres. Thienemann 2024. ISBN: 978-3-522-20302-9
Rezension: Sara Grunauer