Fachkonzept Integrierte Sprachförderung auf der Kindergarten- und Primarstufe
1. Sprache als Lernmedium bewusst gestalten
Schulisches Lernen gelingt unter anderem dann, wenn das inhaltliche Lernen sprachbewusst gestaltet wird. Dabei gewinnt nicht nur das inhaltliche Lernen an Tiefe, sondern so können insbesondere Schülerinnen und Schüler, die noch Mühe mit der schulischen Bildungssprache haben, sowohl für ihr Sprach- als auch ihr Fachlernen profitieren. Ein solcher (Fach-)Unterricht bedenkt also beim fachlichen Lernen den Gebrauch von Sprache mit, er liefert sprachliche (Vor-)Entlastung und sprachliche Strukturierung. Dafür gel-ten unter anderem folgende Grundsätze:
Vorbereiten statt nachbereiten: Für Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache, aber auch für sprachschwächere Schülerinnen und Schüler müssen Lernprozesse sprachlich gezielt vorbereitet werden.
Struktur bzw. Anleitung und Begleitung von Sprachhandlungsprozessen: Insbesondere sprachschwächere Schülerinnen und Schüler profitieren von einem hoch strukturierten und sprachlich expliziten sowie redundanten Unterricht. Mehrfache Repetition von sprachlichen Mitteln sowie das Verwenden der immer gleichen Begriffe und Satzmuster sind hilfreich, auch wenn das manchmal in Texten stilistisch nicht besonders elegant wirkt. Wiederholen und Festigen von Sprachmustern, zum Beispiel in Spielsituationen, sind insbesondere für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache nötig. Dabei kann auch explizit korrigiert wer-den, damit sich falsche Formen nicht verfestigen (Fossilierung).
Verarbeitungszeit für sprachliche Aufgaben den Bedürfnissen der Kinder anpassen: Zugunsten des sprachlichen Lernens sollte auf eine zu schnelle inhaltliche Progression verzichtet werden. Eine solche Verlangsa-mung zahlt sich in Bezug auf ein vertieftes Verstehen wie auch im Hinblick auf den weiteren (Sprach-)Lernverlauf aus.
2. Sprachlernen in bedeutsamen Situationen
Sprache lernt man nicht durch den additiven Aufbau von Teilfertigkeiten, sondern Sprache lernt man in sprachlich reichen, sprachdidaktisch gut strukturierten und in für die Lernenden (sozial) bedeutsamen Situationen. Das heisst, Sprache erwirbt man primär, aber nicht nur, in kommunikativ und inhaltlich relevanten Situationen. Der (Fach-)Unterricht ist thematisch ausgerichtet, und beim Behandeln der Themen entstehen bedeutsame kommunikative Situationen, die für das Sprachlernen wertvoll sein können, wenn sie denn sprachbewusst gestaltet sind. Daher kommt jedem Unterricht für das situierte und integrierte Sprachlernen ein hoher Stellenwert zu.
3. Sprachliche Teilkompetenzen und Strategien explizit vermitteln
Sprache soll nicht nur integriert und situiert gelernt werden, sondern gewisse Aspekte des sprachlichen Lernens müssen gezielt kleinschrittig eingeführt, teilweise isoliert geübt und vor allem regelmässig repetiert werden, damit die für jedes Lernen relevanten sprachlichen Fertigkeiten und Strategien von allen Schülerinnen und Schülern erworben werden. Wichtig beim isolierten Üben von Teilfertigkeiten ist, dass die geübten Teilfertigkeiten in Kontexte überführt werden, in denen sie gebraucht werden. Das isolierte Auswendiglernen von Wörterlisten ist daher sinnlos. Sprachstrategien und -techniken müssen zuerst im Sprachunterricht erarbeitet werden, bevor sie in einem sprachbewussten Fachunterricht in der Situation genutzt und damit auch gefestigt werden. Die so eingeführten Strategien mit ihren Handlungsschritten und Begrifflichkeiten sollen dann im (Fach-)Unterricht durch die (Fach-)Lehrperson explizit und bewusst angeleitet werden.
Lindauer, Thomas; Dittmar, Miriam; Schmellentin, Claudia; Sturm, Afra; Schneider, Hansjakob und Rychener, Inge (2017): Fachkonzept Integrierte Sprachförderung auf der Kindergarten- und Primarstufe. Hg. von Bildungsdirektion Kanton Zürich, Volksschulamt. Zürich: Bildungsdirektion Kanton Zürich, Volksschulamt.