Frida Nilsson/Anke Kuhl: Frohe Weihnachten, Zwiebelchen
Zwiebelchen ist ein Kosename. Als Stig noch ganz klein war, hat ihn Mama so genannt. Unterdessen geht Zwiebelchen bereits in die Schule. Bald ist Weihnachten und Zwiebelchen hat zwei ganz grosse Wünsche: Erstens will er ein Fahrrad und zweitens will er endlich seinen Vater kennen lernen. Zwiebelchen weiss, dass Mama nicht genug Geld für ein Fahrrad hat und er weiss auch, dass sie seinen Vater gar nicht richtig kennt, nicht weiss, wo er wohnt und ihn im Grunde nie wirklich gemocht hat. In der Nähe wohnt Karl. Vor Karl haben die meisten Kinder Angst, weil er so grimmig dreinschaut. Zwiebelchen ist von Karl aber fasziniert. Der kann nämlich nicht nur seine Hühner hypnotisieren, der kann auch alles, wirklich alles reparieren. Und noch etwas macht Karl für Zwiebelchen bald unersetzlich: Karl hat Zeit. Und Karl kann richtig gut zuhören. Mit Mama gibt es dauernd Streit. Wenn Zwiebelchen sich mal etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt ihn das einfach nicht mehr los. Deshalb macht er sich ganz alleine auf den Weg nach Stockholm, um seinen Vater zu suchen. Das kommt natürlich nicht gut und als Karl ihn spätabends halb erfroren aus einem Schneehaufen buddelt, weiss Zwiebelchen, was einen Vater ausmacht: Jemand, der zu einem hält, jemand, der zuhört, der für einen sorgt und einem zwischendurch das Leben rettet. Und so kommt es, dass Zwiebelchen an Weihnachten seinen selbst ausgesuchten Vater zum Fest einladen kann.
Zwiebelchen ist einer jener Jungs, die man beim Lesen mit jeder Seite lieber bekommt. Scheu, ein bisschen schräg und trotzig, auf der Suche nach Geborgenheit und Identität. Kinder werden sich in dieser Figur problemlos wiederfinden. Auch Karl ist einer, den man gerne kennen lernen würde. Vielleicht ein bisschen wie Heidis Alpöhi, von aussen eher abweisend und grimmig, dafür innen butterweich. Diese Geschichte ist schlicht, berührend und schön und eignet sich bestens zum Vorlesen für Kinder ab etwa 7 Jahren. Zum Selberlesen ab 8.
Frida Nilsson/Anke Kuhl: Frohe Weihnachten, Zwiebelchen. Gerstenberg Verlag 2015. ISBN: 978-3-8369-5860-8
Rezension: Maria Riss