Gideon Samson: Doppeltot
Düveke und Rifka sind beste Freundinnen. Rifka ist die Anführerin, diejenige, die stets neue und oft verrückte Ideen hat. Düveke ist vor allem stolz darauf, dass sie Rifkas Freundin sein darf und macht alles, um in Rifkas Gunst zu bleiben. Sehr aussergewöhnlich ist Rifkas neuste Idee: Rifka will an ihrer eigenen Beerdigung teilnehmen. Dies möchte sie, weil sie erleben und dabei zusehen will, wie die Leute um sie trauern. Auch wird Rifka zuhause von ihren Eltern kaum beachtet und vernachlässigt. An ihrer Beerdigung könnte sie im Mittelpunkt stehen und die Beachtung bekommen, die sie sich so sehr wünscht. Rifka heckt einen Plan aus, bei dem sie alles perfekt plant: Von ihrer eigenen Entführung, über die Musik, die an ihrer Beerdigung gespielt werden soll bis zu ihrem überraschenden Auftauchen danach als lebendige Person. Düveke soll Rifka helfen, den makabren Plan in die Tat umzusetzen. Anfangs läuft alles gut, doch dann passieren unvorhergesehene Dinge und der ursprünglich perfekte Plan endet in einer Katastrophe.
«Doppeltot» ist ein dramatisches und in vielerlei Hinsicht eindrückliches Buch: Es zeigt menschliche und seelische Abgründe auf, die den Atem stocken lassen. Dabei spielt der Autor mit den Grenzen von gut und böse, von nachvollziehbaren und unbegreiflichen Handlungen und hinterlässt ein Gefühl der Ohnmacht und Unfassbarkeit. Wie weit gehen diese Mädchen? Wann erreichen sie ihre Grenzen? Die Geschichte ist hochspannend erzählt und aufgebaut und überzeugt auch literarisch. Gideon Samson ist der jüngste Autor, der je mit dem Silbernen Griffel ausgezeichnet wurde. Er hat bereits mit seinem Buch «70 Tricks, um nicht baden zu gehen» ein kleines Meisterwerk geschaffen. Dies ist ihm auch – wenn auch auf ganz andere Art und Weise – mit seinem neuen Titel gelungen: «Doppeltot» bewegt, erschüttert und wirkt auch noch lange nach der Lektüre nach. Empfohlen für Lesende ab 14 Jahren.
Gideon Samson: Doppeltot. Gerstenberg 2015. ISBN: 978-3-8369-5799-1
Rezension: Claudia Hefti