Johannes Herwig: Bis die Sterne zittern
Die Geschichte spielt im Jahre 1936 in Leipzig. Hauptperson ist Harro, etwa 17 Jahre alt. Als eine Schar Hitlerjungen an ihm vorübergeht und Harro die Fahne nicht grüsst, wird er von den uniformierten Jungen angegriffen und verprügelt. Völlig unerwartet kommen ihm ein paar andere Jugendliche zu Hilfe und die Hitlerjungen ergreifen die Flucht. So lernt Harro die «Leipziger Meuten» kennen. Diese Gruppe junger Menschen ist eine Art Edelweisspiraten. Sie haben sich zusammengeschlossen, um für Freiheit, für Menschenrechte und gegen den Nationalsozialismus zu kämpfen. Bei Harro zuhause, da wird kaum noch gesprochen, Harros Eltern sind verstummt und lassen den Jungen mehr oder weniger gewähren. Harro hat deshalb sehr viel Freiraum und schliesst sich schon bald dieser Bewegung mit Feuereifer an. Er lernt nicht nur viele gleichgesinnte Jugendliche kennen, er wird auch mit neuen Sichtweisen konfrontiert, hilft bei verschiedenen Aktionen mit und erlebt in dieser intensiven Zeit auch, was es mit der Liebe auf sich hat. Harro wird eines Tages zwar verhaftet, lernt die grausamen Verhörmethoden kennen, kommt aber wieder frei. Er ist einer von denen, die Glück hatten, zumindest vorläufig.
Johannes Herwig ermöglicht Leserinnen und Leser einen fundierten Einblick in einen wenig bekannten Bereich deutscher Geschichte. Und er tut dies absolut glaubhaft und gekonnt. Es ist vor allem die Sprache, welche diesen Roman so besonders eindrücklich macht. In fast kargen, ungeheuer dichten Sätzen und mit wunderschönen Metaphern lässt der Text unvergessliche Bilder entstehen. Das Buch berichtet nicht in erster Linie von den Gräueltaten der Nazis, es erzählt von Jugendlichen, die sich abgrenzen wollen, die sich wehren gegen das herrschende System, die auf der Suche nach ihrer Rolle in der Gesellschaft sind. Dass sich junge Menschen gegen Regeln und Normen auflehnen, das kennen die meisten Jugendlichen, sie werden sich deshalb in der Figur von Harro, seinen Gedanken und Gefühlen sehr gut wiederfinden. Mit diesem Romandebut macht der Autor Geschichte auf eindrückliche Weise erlebbar.
Johannes Herwig: Bis die Sterne zittern. Gerstenberg 2017. ISBN: 978-3-8369-5955-1
Rezension: Maria Riss