Jutta Nymphius & Volker Fredrich: Bennos Bestie
Benno ist ein ganz normaler, fröhlicher und unbeschwerter Junge. Falsch, er WAR ein ganz normaler, unbeschwerter Junge. Aber seit ein paar Tagen ist alles anders – genauer, seit ihn Dackel Rudi auf dem Markt angefallen und in den Bauch gebissen hat. Seither fürchtet er sich vor dem Schulweg und ganz besonders vor Hausecken, bei denen man nicht sehen kann, was einen auf der anderen Seite erwartet. Vielleicht ist da ein riesiges Loch, das einen einfach verschluckt oder eine Pfütze voller glibberigem, klebrigem Schleim, in dem man kleben bleibt! So braucht Benno neuerdings ewig viel Zeit für den Schulweg. Noch schlimmer kommt es, als scheinbar plötzlich alle Leute Hunde besitzen und ausgerechnet immer an Benno vorbeigehen müssen. Bald mag Benno kaum noch aufstehen und aus dem Haus gehen, der Schulweg kommt ihm wie ein unendlich langer Spiessrutenlauf vor. Eines Morgens, als Benno sich gerade vorsichtig beim Nachbarsgrundstück vorbei – von einem Zaunpfahl zum nächsten – vorwagt, schiesst ein Hund aus dem Nachbarshaus an den Zaun. Benno erschrickt dermassen, dass er sofort umkehrt und nach Hause rennt und sagt, er sei krank. Nun darf er sich ins sichere Bett flüchten. Drei Tage bleibt er dort, als es Zeit wird, wieder in die Schule zu gehen, begleitet ihn seine Mutter. Wieder passiert das selbe: Am Zaun des Nachbargrundstücks schiesst die Bestie hervor und rennt mit Benno, der Reissaus nimmt, am Zaun entlang mit – bis sich die beiden am offenen Tor gegenüberstehen. Kein Zaun ist mehr zwischen ihnen. Benno hält sich die Augen zu und wartet darauf, dass der Hund ihn gleich anfällt. Aber nichts geschieht. Als Benno die Augen öffnet, ist kein Hund zu sehen, dafür der Nachbar. Der entschuldigt sich für das Verhalten seines Hundes und erklärt, dass sein Hund, Freddie, solchen Krach mache, weil er so unglaubliche Angst vor allem und allen hat. Freddie stammt aus einem Tierheim und musste als Welpe wohl einige unschöne Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Benno versteht Freddie, er weiss, wie es sich anfühlt, Angst zu haben. In diesem Moment beschliesst er, Freddie zu helfen, seine Angst abzubauen. Wie er das macht, sei an dieser Stelle noch nicht verraten.
Das Buch beschäftigt sich mit dem Thema Angst und die daraus resultierenden Folgen, die gravierend sein können. Es tut dies aus Bennos Perspektive und auf eine kindgerechte und einfühlsame Weise. Sowohl die Geschichte selbst als auch die Illustrationen vermitteln diese Angst und die damit verbundenen Gefühle der Unsicherheit und des Ausgeliefertseins eindrücklich. Dabei wechseln sich durch Bilder erzählte und sprachliche erzählte Sequenzen ab. Wie sich der angstgeplagte Protagonist schliesslich seinen Ängsten stellt und aktiv sich selbst und Freddie hilft, vermittelt ein Gefühl von Stärke. Benno gibt sich so seine Handlungsfähigkeit zurück und ist seiner Angst nicht länger ausgeliefert. Das Buch eignet sich zum Vorlesen und gemeinsamen Lesen ab ungefähr 6 Jahren, zum Selberlesen ab ungefähr acht Jahren.
Jutta Nymphius und Volker Fredrich: Bennos Bestie. Tulipan 2023. ISBN: 978-3-86429-579-9
Rezension: Sara Grunauer