Kari Ehrhardt: Giraffen in Finnland
Finn ist 16 Jahre alt und alles in ihrem Leben ist ziemlich unkonventionell: Zu 80% wohnt sie bei ihrer Mutter Marion, einer erfolgreichen Urologin, die immer noch auf der Suche nach dem richtigen Mann ist. Den Rest ihrer Zeit verbringt sie als Teilzeittochter bei ihrem Vater Marc. Er ist Schriftsteller und wohnt seit Jahren in einer Männer-WG, in der Frauen nur als Besucherinnen geduldet sind. Pünktlich zum neuen Jahr gerät ihr Leben vollends durcheinander: Ihr Freund hat am Silvesterabend mit ihr Schluss gemacht, ihre Mutter verliebt sich einmal mehr und möchte mit ihrer neuen Liebe, dessen Tochter und Finn in die Ferien fahren. Dabei wollte Finn ihren Urlaub viel lieber mit ihrem Vater, dessen WG-Kumpels und ihrem Wunschbruder Finn II verbringen. Dann verliebt sich ihre beste Freundin Collie auch noch unsterblich in eine Internetbekanntschaft, was ihre Freundschaft schliesslich auf eine harte Probe stellt.
Mit ihrem neuen Buch hat Kari Ehrhardt ein Mädchenbuch geschrieben, das wunderbar unkonventionell ist. Ihre Figuren sind wohl ironisch überzeichnet, gleichzeitig aber äusserst liebevoll gestaltet. Die Geschichte zeigt einen nicht ganz alltäglichen Teenageralltag, der im Kern aber Situationen und Probleme anspricht, die vielen Teenagern aus den Herzen sprechen: Es geht ums Erwachsenenwerden, um Liebe und Sexualität und es geht um die Abgrenzung gegenüber den Eltern und den vielen Ansprüchen anderer. Auch sprachlich überzeugt das Buch: Sowohl die Dialoge als auch Finns Gedankenwelt lässt die Autorin auf witzig-ironische Weise lebendig werden und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. «Giraffen in Finnland» ist ein Buch, das man nicht mehr weglegen kann. Von der ersten bis zur letzten Seite lässt es die Lesenden mitfühlen, mitleiden und mitfreuen. Für Jugendliche.
Kari Ehrhardt: Giraffen in Finnland. Carlsen 2014. ISBN: 978-3-646-92670-5
Rezension: Claudia Hefti