Lara Schützsack: Derselbe Mond
Wie meistens in letzter Zeit hängt die etwa 12-jährige Magdalena mit den Coolen aus ihrer Schule im Skaterpark ab. Ihre beste Freundin Sofia interessiert sich fast ausschliesslich für Jungs und kommentiert dauernd, was diese gerade tun. Das nervt Magdalena manchmal gewaltig, sie traut sich aber nicht, etwas zu sagen. Und dann taucht eines Nachmittags ein neues Mädchen auf, eine mit blau gefärbten Haaren und in Klamotten, die total out sind. Sofort beginnt die Gruppe über dieses Mädchen zu lästern und zu spotten. Magdalena schweigt, sie fühlt sich auf unerklärliche Weise von dieser «Blauen» angezogen. Natürlich darf sie das keinem sagen und als sie sich ein paar Tage später gar mit November, so heisst die Blaue, trifft, muss das geheim bleiben. November ist nicht nur vom Äusseren her anders. Magdalena bewundert November, weil sie ein bisschen geheimnisvoll ist, weil sie sagt, was sie denkt, weil sie mutig ist und weil sie sich einen Deut drum schert, was andere über sie reden. Woher sie kommt und weshalb sie bei ihrer Oma wohnt, das verrät sie Magdalena allerdings nicht. Natürlich erfahren Sofia und ihre Truppe von dieser leisen Freundschaft und sie beginnen, Magdalena auszugrenzen. Magdalena gerät zusehends in einen Loyalitätskonflikt. Auch daheim ist momentan vieles im Unklaren. Magdalenas Eltern haben sich eben erst getrennt und brauchen all ihre Energie, um mit der neuen Situation und vor allem mit sich selber klarzukommen. Am Ende dieser berührenden Geschichte hat Magdalena einiges über sich und ihre Stärken herausgefunden. Sie traut sich mehr zu, wagt manchmal sogar die Wahrheit zu sagen, zum Beispiel, dass sie Gedichte besonders mag und dass ihr das eigene Schreiben hilft, ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen.
Schon in ihren letzten Büchern hat Lara Schützsack bewiesen, wie gut sie sich in die Gefühle junger Mädchen hineinversetzen kann. Magdalena ist eine überaus glaubhafte Protagonistin, die man mit jeder Seite des Buches besser versteht und auch lieber gewinnt. Vielleicht ist sie stellenweise etwas altklug, aber dafür treffend und auf eine eindrückliche Art auch weise. So finden sich im Buch Sätze wie: Um November hat sich eine Stille gelegt, hellblau und angenehm kühl, fast ist es so, als ob ich mich in diese Stille hineinsetzen könnte. Magdalena fühlt sich oft dazwischen: Zwischen dem Kindsein und der Erwachsenenwelt, zwischen ihren Eltern, zwischen November und der Crew aus dem Skaterpark, zwischen ihren wahren Gefühlen und dem, was sie sich zu sagen traut. «Derselbe Mond» ist ein Buch, dem man möglichst viele Leserinnen wünscht. Ab etwa 11 Jahren.
Lara Schützsack: Derselbe Mond. Sauerländer im Fischer Verlag 2023. ISBN:978-3-7373-5881-1
Rezension: Maria Riss