Laura Zimmermann: Meine Augen sind hier oben
Greer ist etwa 17 Jahre alt und ist überaus klug, vor allem ist sie gut in Mathe und beim Debattieren. Sie trägt immer die gleichen Klamotten: Jeans und ein Herren T-Shirt (in) der Grösse XXL. Denn Greer hat riesengrosse Brüste. Brüste die schmerzen, Brüste, die sie daran hindern, Sport zu treiben, Brüste, die bei den Jungs der Schule täglich blöde Kommentare provozieren. Greer kann darüber nicht lachen, sie leidet, fühlt sich unsicher und hasst ihren Körper. Und dann kommt Jackson neu an die Schule. Er scheint Greer zu mögen, will sich mit ihr treffen und macht ihr Mut, es doch im Volleyballteam mal wenigstens zu versuchen. Greer schafft sich einen speziellen Sport-BH an und spürt tatsächlich beim Spielen im Team zum ersten Mal eine grosse Kraft in sich. Nicht nur in ihrem Körper auch im Kontakt mit den anderen Mädchen. Aber als Jackson sie zum Schulball einlädt, sind ihr ganzer Mut und ihre Kraft wieder wie weggeblasen. Sie ist überzeugt, dass Jackson sie nur aus Mitleid eingeladen hat und ein passendes Kleid, das wird sie für ihre Figur sowieso niemals finden. Doch ganz zum Schluss, als alles verloren scheint und sie wieder in ihr übergrosses T-Shirt schlüpfen will, ist da eine einfühlsame Lehrerin, die ihr hilft. Sie schneidert für Greer ein Kleid, so einmalig, unkonventionell und wunderschön, wie man es an dieser Schule noch nie gesehen hat.
Laura Zimmermann weiss, wie Mädchen sich fühlen können, wenn ihre Figur nicht ganz der Norm entspricht. Wie es sich anfühlt, wenn man den eigenen Körper nicht mag. Dieser Druck, den es auszuhalten gilt, die ständige Unsicherheit, ganz egal welchen Körperteil es betrifft – manchmal ist es die Nase, der Po oder die nicht ganz perfekten Beine. Greer ist eine Hauptfigur, der man lesend gerne folgt und deren Mut man ganz zum Schluss des Buches auch ein bisschen bewundert. Ein wichtiges Buch für Jugendliche.
Laura Zimmermann: Meine Augen sind hier oben. Arctis 2020. ISBN: 978-3-03880-040-8
Rezension: Maria Riss