Lizzie Wilcock: Brennender Durst
Karanda ist auf der Fahrt zu ihrer neuen Pflegefamilie, als es passiert. Das Auto kommt von der Strasse ab, der Fahrer scheint tot zu sein und Karanda haut ab, so schnell sie ihre Füsse tragen. Sie will endlich frei sein, auch wenn sie dafür diese gottverdammte Wüste durchqueren muss. Karanda ist aber nicht allein, Solomon, ein achtjähriger Junge sass ebenfalls im Wagen und weicht ihr nicht von der Seite, ganz egal, wie sehr sie ihn wegschickt, ausschimpft und beleidigt. Dieser Weg durch die Wüste ist so hart, dass beide immer wieder an ihre Grenzen stossen. Als Karanda, um nicht zu verhungern, ein Kaninchen töten muss beispielsweise oder als plötzlich ein Unwetter losbricht und beide schier in den Wasserfluten ertrinken. Vom schrecklichen Durst und der sengende Hitze ganz zu schweigen. Bald ist Karanda froh, Solomon an ihrer Seite zu wissen, weil dieser sich in vielen Situationen besser zu helfen weiss. Während dieser Wanderschaft brechen bei Karanda und auch bei Solomon viele alte Narben wieder auf. Schlimme Erlebnisse bei den zahlreichen verschiedenen Pflegefamilien und auch die ständige Sehnsucht nach Geborgenheit und Wärme. Es ist ein Weg in die Vergangenheit, vielleicht eine Art Läuterung, den die beiden durchmachen müssen, damit Neues möglich wird. Ganz zum Schluss, als die beiden kaum mehr weiter wissen, taucht dann auch wirklich ein Helikopter am Horizont auf.
«Brennender Durst» ist ein sehr vielschichtiger und packender Roman. Da ist einerseits dieser lebensgefährliche Trip durch die Wüste, genauso faszinierend ist aber andrerseits der Blick in die Vergangenheit dieser beiden Pflegekinder und das allmählich aufkeimende gegenseitige Vertrauen. Die Geschichte ist überaus spannend, aber gleichermassen auch berührend. In einer schlichten und treffenden Sprache hat die australische Autorin Lizzie Wilcock ein fantastisches Buch geschrieben, das einem bis zur letzten Seite in Bann zieht und das unter die Haut geht. Für Jugendliche und Erwachsene.
Lizzie Wilcock: Brennender Durst. Manchmal musst du verloren gehen, um gefunden zu werden. Aus dem australischen Englisch von Friederike Levin. Beltz 2017. ISBN: 978-3-407-82300-7
Rezension: Maria Riss