Lorenz Pauli/Kathrin Schärer: 3 freche Mäuse
In der ersten Geschichte geht es um eine Mäusefamilie. Mama Maus und Papa Maus haben drei niedliche, aber ziemlich freche Mäusekinder: Die Kinder heissen I-Maus, E-Maus und N-Maus. Die drei Mäusekinder gehen auf Entdeckungsreise. Überall, wo sie hinkommen, entdecken sie kurze Texte, die sie dank ihrer Buchstaben-Namen verändern können. So wird aus dem Schild «Haus zu verkaufen» ein Schild «Hans zu verkaufen», weil sich die kleine N-Maus zwischen die Buchstaben stellt. Aus «Most zu verkaufen», wird «Mist zu verkaufen» und als sich alle drei Mäuse zwischen die Zeilen des Plakats «spielen und schreien verboten» stellen, heisst es da plötzlich «spielen und schreien NIE verboten». Und dies freut doch vor allem die Kinder!
In der zweiten Geschichte, da geht es ums Rechnen und Teilen. Goldfrosch, Goldhamster, Goldfisch und Goldspecht finden zusammen einen Schatz. Sofort beginnen die vier sich zu streiten, wie sie die 12 Goldstücke unter sich aufteilen wollen. Einig werden sich die vier aber erst im allerletzten Moment, als die vier in Lebensgefahr sind: Zwei hungrige Katzen sind im Anmarsch!
In der dritten Geschichte schliesslich hat eine mit einem Flugmotor ausgerüstete Fee Wünsche zu vergeben – und zwar alle fünf Minuten einen. Man weiss nicht genau, wer sich all die Sachen wünscht, aber wünschenswert sind die Dinge allesamt. Leider ist der Propeller auf dem Rücken dieser Fee dermassen laut, dass sie jeden Wunsch falsch versteht. So zaubert sie ein Ross ins Zimmer, statt dem gewünschten Schloss, statt einem Pferd, steht da plötzlich ein Herd und aus dem Wunsch nach Weihnachten füllt sich das Zimmer mit Wein und Schachteln. Die wünschende Person ist es schliesslich Leid und hat auch gleich eine rettende Idee: Sie schreibt ihre Wünsche einfach auf, da sind keine Missverständnisse mehr möglich.
Viele Kinder sind es gewohnt, Bilder zu lesen und sie beherrschen diese Kunst so gut, dass sie den meisten Erwachsenen voraus sind. Aus diesem Grund werden auch Kinder, denen das Lesen von Text noch Mühe macht, diese Geschichten verstehen. Kathrin Schärer hat es verstanden, die kurzen Geschichten in Bilder umzusetzen, welche nicht nur die Handlung nacherzählen, sondern das Geschehen auch erweitern. Sie tut dies mit ungewohnten Perspektiven, mit der ausdrucksstarken Gestik und Mimik der Tiere, mit der dezenten Farbgebung und mit der Beschränkung und Fokussierung auf das absolut Wesentliche. Lorenz Pauli ist ein Meister darin, in sich abgeschlossene, witzige und spannende Geschichten zu erzählen. Das Lesen von Schrift mag auf dieser Stufe noch beschwerlich sein, diese kurzen Texte werden aber die meisten Kinder bewältigen. Der sehr einfache, eingängliche Text ist zudem im Flattersatz und in grossen Lettern abgesetzt. Einmal mehr ist dem bekannten Team von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer ein kleines Meisterwerk geglückt.
Lorenz Pauli / Kathrin Schärer: 3 freche Mäuse. Atlantis 2013. 978 3 7152 0651 6
Rezension: Maria Riss