Martin Schäuble: Godland

Yolanda ist 15 Jahre alt. Die Klimakriege sind vorbei, sie lebt schon etliche Jahre, zusammen mit anderen Geflüchteten, auf einer Plattform irgendwo im Ozean. Auf der Plattform herrscht «Godmother», eine KI, die alle und alles kontrolliert und beherrscht. Menschen, die genug Geld haben, können sich sofort nach Godland, einem computersimulierten Paradies, uploaden, alle andern, wie auch Yolanda, müssen diesen Upload erst verdienen, indem sie jahrelang schuften. Yolanda hat auf der Flucht ihre Mutter verloren, deshalb hat Godmother mit ihr ein leichtes Spiel: Yolanda braucht jemanden, der ihr zuhört und Halt gibt. Sie bittet diese «Übermutter» immer wieder um Rat, auch in emotionalen Dingen. «Godmother weiss einfach alles, sie weiss, was gut für mich ist», davon ist Yolanda überzeugt. «Godmother» ist nicht nur eine perfekte technische Maschine, sie erkennt auch Gefühle und erteilt in allen Situationen Ratschläge. Gleichzeitig ist Yolanda aber auch sehr klug und eine gute Beobachterin. Sie ist älter geworden und immer häufiger fallen ihr Dinge auf, die nicht stimmen. Als Zettel mit seltsamen Botschaften auftauchen und einzelne Bewohner*innen der Plattform plötzlich verschwinden, kommt sie, zusammen mit zwei anderen Jugendlichen, dem riesengrossen Betrug auf die Spur. Sie alle wurden ausgenutzt, belogen und für dumm verkauft. Jetzt gibt es nur einen Ausweg: Sie müssen fliehen, weg aus diesem Fake Land, dieser grausamen Zwangsherrschaft. Die Flucht ist für alle lebensgefährlich, aber zumindest für Yolanda wird danach ein Neuanfang möglich.
Martin Schäuble zeichnet in diesem Science-Fictionroman Szenarien, in denen sich Menschen von KI und totaler Digitalisierung kontrollieren und beherrschen lassen. Das Leben auf dieser Plattform erinnert an grausame Arbeitslager, nur dass hier zusätzlich Gefühle und Gedanken von «Godmother», dem allgegenwärtigen Supercomputer, kontrolliert und missbraucht werden. Das Buch geht unter die Haut, stimmt nachdenklich und bietet enorm viel Diskussionsstoff. Yolanda ist eine glaubhafte Protagonistin, ihre Gefühle kennen die meisten Lesenden aus eigener Erfahrung und sind deshalb gut nachvollziehbar. Vor allem auch die Tatsache, dass sie sich zuerst von ihrer digitalen Übermutter lösen muss, bevor sie handeln und sich endlich wehren kann. Für Jugendliche. 336 Seiten.

Martin Schäuble: Godland. Sauerländer, Fischer 2024. ISBN: 978-3-7373-4311-4

Rezension: Maria Riss

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