Michael de Cock: Hier kommt Bahar Bizarr
Bahar ist neu in der Klasse, sie fühlt sich unsicher und traut sich kaum, ihren Namen zu sagen. Ein paar Tage später, Bahar ist nicht mehr ganz so scheu, sollen die Kinder von ihren Eltern und deren Berufen erzählen. Als Bahar an der Reihe ist, muss sie zuerst erklären, dass sie keinen Papa, dafür zwei tolle Mamas hat. Zudem erzählt sie, dass ihre Mama Sophie eine berühmte Schlagzeugerin ist. Das ist zwar nicht ganz gelogen, Mama Sophie besitzt tatsächlich ein Schlagzeug, aber gespielt hat sie schon lange nicht mehr und berühmt ist sie ganz sicher nicht. Bahars Mamas beweisen, dass sie wirklich für Bahar da sind, egal, wie sehr ihre Tochter geflunkert hat. Bahar ist ein pfiffiges Mädchen und zusammen mit ihren beiden Mamas gelingt es schliesslich, dass trotz der Schwindelei alles gut kommt: Mama Sophie hat sich mit andern Eltern aus der Klasse, die ebenfalls ein Instrument spielen, zusammengetan und kurzerhand eine Band gegründet. Bei ihrem ersten Auftritt in der Schule will der Applaus gar nicht enden.
Michael de Cock ist ein Meister darin, Geschichten schlicht und in wunderbar poetischer Sprache zu schreiben. Da gibt es Sätze wie: Am ersten Schultag lächelt Bahar nicht die anderen Kinder an, sondern die unsichtbaren Zehen in ihren Schuhen. Man könnte die Erzähl- und Schreibweise vielleicht auch als unaufgeregt bezeichnen. So ist es völlig selbstverständlich, dass Kinder zwei Mamas haben können, es ist auch klar, dass es irgendwo einen biologischen Vater geben muss, den Bahar liebevoll als eine Kaulquappe aus Südamerika bezeichnet. Das Buch ist mit vielen stimmungsvollen Bildern ausgestattet und ermöglicht Kindern, erste Erfahrungen mit literarisch gestalteten Texten zu machen. Zum Vorlesen ab 6 Jahren, zum Selberlesen ab 8 Jahren. 90 Seiten.
Wer die Bücher von Rosie und Moussa des gleichen Autors liebt, wird auch von dieser Neuerscheinung begeistert sein.
Michael de Cock: Hier kommt Bahar Bizarr. Mit Bildern von Arevik dOr. Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf. Beltz 2024. ISBN: 978-3-407-75891-0
Rezension: Maria Riss