Oskar Kroon: Gurke und die Unendlichkeit
Gurke gehört zu jenen Jungen, die lieber am Fenster träumen, als draussen im Hof herumzutoben. Gurke interessiert sich für den Nachthimmel, für die Sonne, die Sterne und die immense Weite des Alls. Seine Mama studiert Astronomie, weil sie aber gerade ihre Doktorarbeit schreibt, ist sie «dauergestresst» und hat weder Zeit zum Beantworten von Fragen noch für irgendwelche Pflichten im Haushalt. Es ist Gurkes Papa, der alles erledigt und sich oft ärgert über die Unordentlichkeit seiner Frau. Es ist Papa, der Gurke von der Schule abholt, der Zeit zum Zuhören hat, der gesunde Sachen auf den Tisch zaubert und die Spiegel im Bad blitzblank poliert. In letzter Zeit ist Papa sehr oft müde und sein schlimmer Husten will einfach nicht besser werden. Nach einem Arztbesuch wird Papa ins Spital eingeliefert. Als Gurke ihn besucht, liegt er ganz bleich und klein in einem viel zu grossen Bett. Mama übernimmt nun mehr schlecht als recht den Haushalt, ihre Arbeit lässt ihr kaum Zeit dazu. Gurke sitzt meist am Fenster und schaut in den Hof. Die Angst um seinen Papa ist dermassen gross, dass er am liebsten allein bleibt. Und diesen Satz der Erwachsenen: «Es wird schon alles gut», den kann er nicht mehr hören. Gurke weiss, dass Sterne dauernd erlöschen, aber Papa, der muss es einfach schaffen. Und dann passiert tatsächlich ein Wunder: Nach einer schweren Operation wird Papa wieder gesund und kommt heim. Und ganz zum Schluss hat Mama sogar ihre Arbeit fertig geschrieben. Ferien am Meer, das ist für alle jetzt genau das Richtige.
Oskar Kroon erzählt diese Geschichte konsequent aus der Perspektive von Gurke und er tut dies so gekonnt, dass Lesende die immense Angst des Jungen spüren, den grossen Kummer und auch dieses Gefühl, dass die Welt in solchen Situationen eigentlich stehen bleiben müsste. Gurke ist ein genauer Beobachter, er bekommt, genau wie die meisten Kinder, sehr viel mehr mit, als Erwachsene glauben. Er bemerkt beispielsweise, dass viele Erwachsene Dinge nicht ansprechen, weil sie überfordert sind. Oder dass Mama sich öfters in ihre Arbeit flüchtet, weil sie ihre Angst verdrängen will. Das vorliegende Buch ist stellenweise traurig, aber so liebevoll und empathisch verfasst, dass man Gurke gerne begleitet. Und ganz zum Schluss kommt ja alles gut. Ein Buch, das sich vor allem zum Vorlesen eignet, weil die Handlung viel Gesprächsstoff bietet. Für Kinder ab etwa 9 Jahren. 152 Seiten.
Oskar Kroon: Gurke und die Unendlichkeit. Aus dem Schwedischen von Stefan Pluschkat. Thienemann 2024. 978-3-522-18628-5
Rezension: Maria Riss