Philip Pullman: Der Goldene Kompass
Hörbuch, gelesen von Rufus Beck. Das rebellische Mädchen Lyra Belacqua wächst ohne Eltern im Jordan College in Oxford auf, mehr oder minder geschickt betreut und gebildet von sämtlichen Professoren. Zufällig wird sie Zeugin, wie versucht wird den Forscher Lord Asriel, ihren Onkel, zu vergiften. Es gelingt ihr, ihn zu warnen, und er macht sich wieder auf in den Norden, um weitere Indizien für den so genannten „Staub“ zu finden, mit dessen Hilfe man in andere Welten gelangen könnte. In Oxford verschwinden unterdessen reihenweise Kinder, offenbar wurden sie alle von den Gobblern, einer mysteriösen Organisation, entführt. Als schliesslich auch Lyras Freunde verschwinden, will sie sie suchen. Verhindert wird dies durch die faszinierende Miss Coulter, die Lyra mit nach London nimmt, gegen den Willen der Professoren. Vor ihrer Abreise und mitten in der Nacht übergibt ihr der Rektor einen seltsam anmutenden goldenen Kompass, ein so genanntes Alethiometer, mit dem, wer es zu lesen versteht, man die Zukunft erfahren kann. In London bemerkt Lyra schnell, dass die vermeintliche Wohltäterin Miss Coulter zu den Kindesentführern gehört. Sie täuscht sie und flüchetet, verfolgt von den Gobblern. Sie wird von drei Gyptern, Angehörige eines fahrenden Volkes gerettet. Von ihnen erfährt sie die Wahrheit über ihre wirkliche Herkunft und von der Tatsache, dass die Gobbler vor allem Kinder der Gypter entführen um sie in den Norden zu verschleppen. Lyra reist mit den Gyptern dorthin, auf der Suche nach ihren Freunden und nach dem vom Magisterium gefangen gehaltenen Lord Asriel, der in Wirklichkeit ihr Vater ist. Mit Hilfe des Panserbjörns Iorek Byrnison, einem verstossenen gepanzerten Eisbären unternimmt Lyra alles, um ihren Vater und die gefangenen Kinder zu retten.
Fantasy ist für mich immer dann am besten, wenn man als Lesender – oder in diesem Fall als Hörender – kaum realisiert, dass man gerade ein Fantasy-Werk liest, das heisst, wenn die Geschichte trotz aller neuen und fremden Elemente vollkommen glaubhaft klingt. Dies ist Philip Pullman mit dem goldenen Kompass hervorragend geglückt. Dazu trägt aber auch Rufus Beck mit seiner grandiosen Vortragsweise einen grossen Teil bei. Beinahe unglaublich, wie er es schafft, sämtlichen Figuren ihre eigene Stimme zu geben, sodass man sie jeweils erkennt, ohne dass ihre Namen erwähnt werden müssen. Ein grandioses Hörvergnügen, dass den zusätzlichen Erlebnisgewinn von Hörbüchern gegenüber herkömmlichen Büchern nicht deutlicher aufzuzeigen vermag.
Warum eigentlich soll man Bücher immer lesen? Heute, wo das Hörverstehen vieler Kinder und Jugendlicher deutlich reduziert ist? Gerade deshalb eigenen sich Hörbücher wie das Besprochene sehr gut für den offenen aber auch für den geführten Leseunterricht. Ob das Hören mit oder ohne Aufgaben verbunden wird, bleibt der Lehrperson überlassen. Für den individualisierenden Unterricht auf verschiedensten Anspruchs- oder Niveaustufen eignet sich «Der goldene Kompass» hervorragend. Das Hörbuch ist für Kinder ab etwa 10 Jahren, vor allem aber für die Oberstufe geeignet. Auch Erwachsene werden an diesem Roman ihren Spass haben, der im Übrigen den ersten Teil einer Trilogie bildet.
Rezension: Peter Steffen
Philip Pullman: Der Goldene Kompass. Hörbuch Verlag, 2007. Aus der Reihe: Silberfisch.