Aufgaben zur Leseförderung und zum Textverstehen
Cover und Klappentexte, Rezensionen und Lektürehinweise können Schülerinnen und Schüler zum Lesen von Büchern animieren.
von Maria Riss
Im folgenden Beispiel geht es nebst dem um das genaue Lesen von Buchrezensionen, um das Herstellen von Hypothesen zum Handlungsverlauf und um die Entscheidung, welches Buch am meisten anspricht. In einem zweiten Schritt müssen Argumente für dieses Buch gesammelt, mit einem konkreten Adressatenbezug aufgeschrieben und gestaltet werden. Dabei können Erfahrungen aus der eigenen täglichen Mediennutzung hilfreich sein. Schliesslich ist auch eine gute Präsentation gefragt, mündlich und schriftlich soll das ausgewählte Buch möglichst viele Leserinnen und Leser finden (Aufgabe 1).
Nachdem alle Schülerinnen und Schüler die Besprechungen kennen und ungefähr wissen, worum es in den verschiedenen Büchern geht, müssen kurze Textpassagen diesen Rezensionen zugeordnet werden. auch hier geht es primär um das sehr genaue Lesen. Je nachdem, welche Textpassagen ausgewählt werden, kann diese Aufgabe leichter (Verwendung von Eigennamen, Schlüsselszenen usw.) oder auch sehr anspruchsvoll sein (Aufgabe 2).
Die Besprechungen können natürlich auch von den Schülerinnen und Schülern selbst verfasst werden, sie dokumentieren auf diese Weise ihre individuellen Lektüren und machen die ganze Klasse auf empfehlenswerte Bücher aufmerksam. Ebenso können sie selbst Textpassagen kopieren, welche von den Mitschülerinnen und Mitschülern dann richtig zugeordnet werden müssen. Möglich wäre auch, dass eine Klasse solche aufgaben für die Parallelklasse im gleichen Schulhaus verfasst oder für die Eltern am Elternabend.
Zwei Beispiele sind an dieser Stelle abgedruckt. Weitere Kurzbesprechungen und passendeTextpassagen für die Mittel- und Oberstufe halten wir für sie auf unserer Webseite bereit: www.zentrumlesen.ch/publikationen
2 Beispiele für die Mittelstufe
Aufgabe 1
- Lies die Buchbesprechungen durch.
- Entscheide dich für ein Buch, das dich besonders anspricht.
- Stell dir nun vor, du bist der Vertreter/die Vertreterin eines Buchverlages und willst dein ausgewähltes Buch besonders gut verkaufen. Nun musst du dafür Werbung machen, obwohl du nur einen kurzen Text über den Inhalt zur Verfügung hast. Stelle also Argumente zusammen, die für dieses Buch sprechen und mit denen du Gleichaltrige überzeugen kannst.
- Gestalte zu deinem ausgewählten Buch ein Werbeplakat. Das Plakat soll die Leserinnen und Leser für das Buch begeistern. Überleg dir dazu auch einen Werbeslogan, sicher kennst du solche Slogans aus dem Fernsehen. (Bsp. Haribo macht Kinder froh…)
Aufgabe 2
- Lies die Buchbesprechungen und die Buchausschnitte gut durch.
- Welcher Ausschnitt passt zu welchem Buch?
- Vergleicht in der Klasse eure Lösungen.
Buchbesprechungen
Joshua Doder: Ein Hund namens Grk
Beltz
Der zwölfjährige Tim ist auf dem Heimweg von der Schule, als ihm unvermittelt ein kleiner Hund folgt. Mit allen Mitteln versucht Tim den Vierbeiner loszuwerden, aber der heftet sich hartnäckig an seine Fersen. Behalten darf er den Hund nicht, das ist sonnenklar, also gilt es den Besitzer zu finden. Der Hund trägt ein Halsband mit seinem Hundenamen, Grk, und einer Adresse (Grk ist stanislavisch und meint so viel wie mutig, selbstlos und ein bisschen einfältig). Mit Hilfe dieser Hundemarke und seinem feinen detektivischen Gespür gelingt es Tim tatsächlich, den Besitzer, ein gleichaltriges Mädchen, ausfindig zu machen. Aber leider ist dieses Mädchen von der Geheimpolizei verhaftet und in ihr Heimatland Stanislavien geflogen worden. Wenn man etwas findet, muss man es zurückgeben, das hat Tim gelernt, und so macht er sich zusammen mit dem kleinen Findelhund auf zum Flugplatz und fliegt in dieses ferne Land. Was so harmlos beginnt, endet in einem regelrechten Agententhriller: In Stanislavien hat ein Diktator die Macht übernommen, und bald gerät Tim in wirklich haarsträubende Abenteuer.
Joshua Doder hat mit seinem ersten Kinderbuch eine überaus spannende Geschichte geschrieben und bringt seine Leserinnen und Leser durch viele verzwickte Zufälle immer wieder zum staunen. Ein packendes Buch, das die meisten Kinder ab etwa 11 Jahren begeistern wird.
Torun Lian: Adams gesammelte Katastrophen
Dressler Verlag
Er heisst Adam und es ist nicht nur dieser Vorname, der ihn so anders macht als die andern Kinder in der 5. Klasse. Adam ist viel zu klein geraten, er redet eigentlich nie, er ist in Mathe ein Ass, dafür in Sport grottenschlecht. Ein Aussenseiter, ein Unsichtbarer, einer, der nur dann beachtet wird, wenn seine Mitschüler und Mitschülerinnen jemanden brauchen, den sie ärgern können.
Und dann kommt Eva in die Klasse. Monster Eva wird sie genannt, weil sie so gross ist, weil sie solche Wutausbrüche kriegen kann. Adam weiss schon, was da für Sprüche auf ihn zukommen werden. Und trotzdem, Adam und Eva, die mögen sich und gemeinsam setzen sie sich zur Wehr.
Adam erzählt auf sehr schräge und humorvolle art und Weise von seinem Alltag. Beim Lesen muss man immer wieder schmunzeln und lachen, obwohl das Thema eigentlich überaus ernst ist. Adam ist auch ganz schön schlau, er weiss sich zu wehren und durchschaut so vieles, vor allem die Erwachsenen. «Erwachsene mit einem schlechten Gewissen werden immer gleich ein bisschen pflegeleichter», notiert er zum Beispiel.
Torun Lian, eine bekannte norwegische Drehbuchautorin, hat ein mitreissendes Buch geschrieben, mit einer aussergewöhnlichen Hauptfigur. Das Buch ist spannend und witzig, die Geschichte stimmt stellenweise auch ein wenig nachdenklich, ist aber so gut geschrieben, dass man das Buch fast nicht zur Seite legen kann.
Buchausschnitte
In unserer Klasse gab es drei freie Tische. Drei. Und alle waren weit weg von meinem Platz. Aber was macht unser Lehrer? Er schaut sich um und sieht aus, als ob er gründlich überlegt. Schliesslich bittet er das Mädchen am Tisch hinter meinem, sich woanders hinzusetzen.
«Da wird Eva sitzen», sagt er.
Er zeigte auf den Tisch. Hinter mir? Der meinte es ernst. Ich meine, wenn du in der Klasse einen Adam hast, setzt du doch keine Eva hinter ihn. Es war die totale Katastrophe!
In der Schule musste er immer wieder an den Hund denken. Er sass im Unterricht, malte Männchen und träumte. Er fragte sich, wem der Hund wohl gehöre. Dann versuchte er sich vorzustellen, was passiert war. Hatten die Besitzer den Hund verloren? Oder ihn verlassen? Ihn vergessen? Suchten sie nach ihm?
Schon oft hatte er an den Bäumen im Park in seinem Viertel Zettel gesehen, auf denen vermisste Hunde beschrieben wurden, bei deren Suche um Hilfe gebeten wurde. Tim überlegte, ob er in den Park gehen und alle Zettel lesen sollte.