Lyrik im Internet
«Es gibt mehr Leute, die Gedichte schreiben, als Leute, die Gedichte lesen.» So liess sich kürzlich ein Lyriker an der Vernissage seines neuen Gedichtbändchens etwas selbstironisch vernehmen.
von Thomas Sommer
Thema
Es drängen sich in diesem Zusammenhang verschiedene Fragen auf: Welchen Zugang zum Gedicht ermöglichen wir in der Schule? Regen die neuen Medien überhaupt zum Lesen lyrischer Texte an? Kann das Internet dazu etwas beitragen?
Dazu der folgende Unterrichtsvorschlag.
Teil der Startseite mit den Navigationselementen.
Praxis
Es mag nur auf den ersten Blick erstaunen, dass etwas so Prosaisches wie das Internet lyrische Texte transportieren kann.
Jede Suchmaschine findet aber problemlos unter einfachen Stichwörtern wie «Gedichte», «Lyrik», «Sprachspiele» oder ähnlichen Schlagwörtern anregende (und für Unterrichtszwecke geeignete) Internetseiten zum Thema. Besonders vielseitig ist der mit dem UN-Logo für spezielle Kulturprojekte ausgezeichnete Lyrikserver «www.lyrikline.org». Er soll hier kurz vorgestellt werden.
«Gedichte sollte man laut sprechen, und Gedichte wollen gehört werden. Laut vorgetragen offenbaren sie ihre Musikalität. Wo auch immer auf der Welt und in welcher Sprache auch immer gesprochen, ist das Gedicht als Gedicht erkennbar, als geformte Sprache, als Wortkonzert.»
Diese einleitenden Worte umschreiben treffend, was sich die Lyrikplattform zum Ziel gesetzt hat. Mittlerweile sind Gedichte von 70 Autoren in 14 Sprachen auf der Homepage zu sehen und zu hören.
Das Besondere daran ist, dass die Autoren selbst ihre Texte lesen. Unter der Rubrik «Das hörbare Erbe» gibt es auch Reime von vier mittlerweile verstorbenen Autorinnen und Autoren zu hören. Es sind eindrückliche Dokumente lyrischen Schaffens.
Beispiel einer Autorenseite mit den auf dem Server verfügbaren Gedichten
Die Seiten ermöglichen den Schülerinnen und Schülern u. a. interessante Sprachvergleiche. Fremdsprachengewandte interessieren sich vielleicht für die vorliegenden Übersetzungen, andere lauschen einfach den wundersamen Klängen fremder Sprachen oder freuen sich an kunstvoll gezeichneten Schriftzeichen fernöstlicher Schriften. Der Lyrikserver kann als Ausgangspunkt für interessante, vielfältige Unterrichtstätigkeiten dienen, als Teil einer Unterrichtssequenz oder er steht selber als Unterrichtsgegenstand im Zentrum.
Die Gedichte lassen sich unter den Rubriken «Autoren von A bis Z» «nach Sprachen» und «nach Editionen» aufrufen.
Manche Gedichte liegen nur in einer, andere gerade in drei Sprachen vor. Fernöstliche Schriftzeichen werden als Bilder dargestellt. Damit diese Bilder im Internetbrowser dargestellt werden können, benötigt man entweder den Microsoft Internet Explorer oder den Netscape Navigator ab Version 6.
Damit die vertonten Gedichte auch gehört wedren können, muss das Real-Player-Plug-in installiert sein. Sollte das Plug-in auf dem Computer fehlen, erhält man auf der Homepage Hinweise, wie eine Gratisversion des benötigten Programms vom Internet heruntergeladen werden kann.
Wenn sich Schülerinnen und Schüler Gedichte während dem Unterricht anhören, ist die Verwendung von Kopfhörern empfehlenswert.
Materialien
Fast jeder Lehrmittelverlag führt noch seine Gedichtbücher im Verlagsprogramm. Ein besonders schön gestaltetes ist:
Gedichte für die Oberstufe
Bruno Egloff, Max Muntwyler, Josef Rennhard Lehrmittelverlag Aargau
Ebenfalls attraktiv und auch für ein jüngeres Publikum geeignet sind:
Grosser Ozean. Gedichte für alle
Hans-Joachim Gelberg Beltz & Gelberg
Dunkel war’s, der Mond schien helle
Ernst Jacoby, Rotraud Susanne Berner dtv junior extra
Im Internet
http://www.lyrikline.org
Die Möglichkeiten des Internets zur Visualisierung der Texte ausgenützt hat http://www.arendt-art.de/deutsch/lyrik.htm
Arabisches Gedicht. Es liegt au in deutscher Übersetzung vor.