Lesegeläufigkeit trainieren
Wir haben für unser Geläufigkeitstraining ein einfaches, eigenes Programm entworfen, das verschiedene Elemente der oben erwähnten Programme kombiniert und von dem wir uns eine Unterstützung der anderen Trainingsteile versprechen.
von Thomas Sommer
Im Zusammenhang mit Leseverfahren ist der Begriff der Fluency (Flüssigkeit, Geläufigkeit) in den USA weit verbreitet und seit Jahren ein fester Orientierungspunkt verschiedener Lesetrainingsprogramme. Verlage bieten spezielle Lehrgänge an, zum Beispiel zum lauten Vorlesen, zum alleinigen wiederholten Lesen, zum begleiteten oder geführten Lesen, zum Lesen beim Zuhören, zum Lesen mit Partnern oder zum alleinigen anhaltenden, stillen Lesen.
Die Programme sind übers Ganze gesehen nicht unbedingt erfolgreicher als andere Lesetrainingsprogramme oder Fördermassnahmen, in speziellen Konstellationen hingegen oft sehr wirksam.
Wir haben für unser Geläufigkeitstraining ein einfaches, eigenes Programm entworfen, das verschiedene Elemente der oben erwähnten Programme kombiniert und von dem wir uns eine Unterstützung der anderen Trainingsteile versprechen (zum Lesetraining s. S. 2 und 3 in diesem Rundschreiben).
Unter Lesegeläufigkeit verstehen wir die flüssige und automatisierte Fähigkeit sinngestaltend zu lesen. Sie ist sozusagen das Übergangsstadium von der Stufe der kleinschrittigen, langsamen Entzifferung der Zeichen (Dekodierung) hin zum ganzheitlichen Verständnis des Textes. Die Geläufigkeit bzw. das Lesetempo ist deshalb so wichtig, weil nur bei passender Geschwindigkeit des Lesevorgangs der Zusammenhang des Satzes oder einer Sequenz im Kurzzeitgedächtnis gespeichert bleibt und so gedanklich überhaupt gefasst werden kann.
Sie können dies ganz einfach testen, indem Sie dieses Blatt auf den Kopf stellen und nun den Text nochmals zu lesen versuchen. Wenn Sie es nicht in vernünftigem Tempo schaffen, werden sie Mühe haben, die Sätze, so verschachtelt wie gerade der aktuelle, noch stimmig zusammenzubringen. Falls Sie dies noch zuwenig irritiert, kopieren Sie ihn auf eine Folie und legen diese spiegelverkehrt auf den Projektor. Irgendwann wird der Lesefluss des geübtesten Lesers, der versiertesten Leserin so weit verlangsamt, dass diese wie am Anfang des Leselernprozesses wegen dem mühsamen Dekodieren von noch wenig bekannten Formen und Zeichen den Text kaum verstehen können.
Für unser Programm haben wir eine äusserlich einfache Form des Lesens in Paaren gewählt. Dabei liest ein Schüler vor, seine Partnerin liest mit und kontrolliert ihn dabei. So werden kurze Texte von mittlerer Schwierigkeit mit wechselnden Rollen mehrfach gelesen.
Die Vorlagen, wie sie nachfolgend abgebildet sind, gibt es in einer Variante für den Leser (normaler, zweispaltiger Satz in gut lesbarer Schrift mit Serifen) und in einer andern für die Kontrollleserin (zweispaltiger Satz mit grossem Zeilenabstand mit Platz für Markierungen von Fehlern, die der Leser macht).
Zwei Beispiele und eine ausführlichere Beschreibung des Verfahrens finden Sie auf unserer Website unter folgender Adresse: http://www.zentrumlesen.ch/rundschreiben