Salah Naoura: Tante Mel wird unsichtbar
Lena ist etwa 9 Jahre alt. Ihre Tante Mel, die früher mal Zirkusartistin gewesen war und jetzt als Wahrsagerin arbeitet, ist für Lena die beste Tante der Welt. Aber dann verunglückt Tante Mel mit ihrem Auto, alle sind erschüttert, nur Lena trägt es mit Fassung. Tante Mel lebt nämlich halbmateriell und unsichtbar weiter. Und das ist gut so, denn Lena braucht ihre Tante momentan ganz besonders. Mama und Papa hatten ständig nur noch Streit und trennen sich gerade. Papa zieht zu einer andern Frau und Mama hat diesen oberdoofen Gino ins Haus geschleppt. Wann immer es nötig ist, steht Tante Mel Lena beratend zur Seite. Sie kommt zu Lena auf Gedankenbesuch, immer wieder. Gemeinsam finden Tante Mel und Lena auch heraus, dass dieser Gino nicht nur schrecklich unsympathisch ist, sondern es auch auf Mamas Geld und ihr Haus abgesehen hat. Gemeinsam mit Tante Mels alten Freunden aus dem Zirkus jagen die beiden Gino aus dem Haus. Und als Lena endlich einen Brief und ein Geschenk von Papa in Händen hält, da sieht es ganz so aus, als käme Lenas turbulentes, sorgenvolles Leben wieder in gemächlichere Bahnen.
Nein, mit Erwachsenen zusammenzuleben, das ist manchmal ganz schön schwierig und wenn sich die eigene Mutter in einen Heiratsschwindler verliebt erst recht. Salah Naoura ist ein Meister darin, kindliche Sorgen und Nöte so zu Papier zu bringen, dass das Lesen trotzdem grossen Spass macht. Obwohl der Autor den Plot mit viel Zug und Tempo geschrieben hat, werden Stimmungen und Gefühle so beschrieben, dass man sich als Leserin oder Leser mittendrin fühlt im Buchgeschehen. Vieles bleibt ungesagt und ist doch in der einfachen Sprache und den knappen Sätzen versteckt. «Tante Mel wird unsichtbar» eignet sich für Kinder ab etwa 9 Jahren, das Buch lässt sich wegen der spannenden Geschichte und den kurzen Kapiteln auch sehr gut vorlesen.
Salah Naoura: Tante Mel wird unsichtbar. Dressler, 2011. ISBN: 978-3-7915-1427-7
Rezension: Maria Riss