Benny ist fast immer allein, drippelt mit seinem Fussball zwischen den Häusern der Siedlung umher oder spielt im Schatten der wenigen Bäume mit seinem Handy. Benny hat keine Freunde, kein Geld, Benny ist schmächtig, Benny duckt sich weg. Aber dann trifft er auf Idris, einen etwa gleichaltrigen Jungen, der mit seiner wunderschönen jüngeren Schwester neu in den Nachbarblock eingezogen ist. Idris ist einer, der sich wehrt, einer der ziemlich viel Blödsinn im Kopf hat, dies manchmal jenseits dessen, was legal ist. Idris ist ein Macher, aber er hat sein Herz am  rechten Fleck, er wehrt sich nämlich auch gegen Ungerechtigkeiten und vor allem für andere. Bald ist Benny Dauergast am grossen Familientisch im Nachbarblock. Idris fasziniert ihn, in seine jüngere Schwester hat er sich ein bisschen verliebt und Idris Eltern, die muss man einfach gern haben. Bei Benny daheim ist eigentlich nie jemand, im Kühlschrank gibt es nichts ausser Bierflaschen, manchmal liegen ein paar Euros auf dem Tisch, mit denen er sich etwas zu essen kaufen kann. Bennys Mutter hat einen neuen Freund und ist immer unterwegs. Idris findet das überhaupt nicht in Ordnung, Eltern sollen sich gefälligst um ihre Kinder kümmern. Auch dass Benny nicht weiss, wer sein Vater ist, geht eigentlich gar nicht. Idris ist schlau und stur zugleich. Er findet heraus, dass Bennys Vater ein Hotel in Slowenien besitzt, einen solchen Vater muss man doch zur Rede stellen! Eine Woche Ferien haben die beiden Jungs ja noch, also nichts wie los. Wenn schon die Mutter versagt, vielleicht ist der Vater ja für etwas zu gebrauchen. Ganz ohne Geld und Papiere machen sich die beiden Jungs also auf nach Slowenien. Diese abenteuerliche Reise endet zwar mit einer Enttäuschung, aber die beiden werden unzertrennliche Freunde. 
In einer behutsamen, treffsicheren Sprache beschreibt Stephan Knösel diese Geschichte aus der Sicht von Benny. Besonders geglückt sind ihm dabei die Beschreibungen der verschiedenen Charaktere, die man allesamt bald zu kennen glaubt: Der freche, wortgewandte Idris, der niemals aufgibt und scharf zwischen geltendem Recht und Gerechtigkeit unterscheidet. Sein Vater, der zwar streng ist, aber mit einer liebevollen Zärtlichkeit an seinen Kindern hängt und allen Menschen, egal wie alt sie sind und woher sie kommen, mit grossem Respekt begegnet. Und natürlich Benny, der im Laufe der Geschichte um Vieles wächst und endlich lernt, für seine Bedürfnisse und sein Recht einzustehen. «Behalt dein Herz. Ihr könnt mich mal.» beschreibt ein aktuelles, ernsthaftes Thema. Das Buch ist zugleich aber auch ein spannender Abenteuerroman und eine Geschichte darüber, wie wichtige gute Freunde sind. Das Buch liest sich leicht, weil der Plot rasant fortschreitet und der Autor es versteht, schwierige Dinge in einer einfachen, aber niemals vereinfachenden Sprache auszudrücken. 221 Seiten.

Stephan Knösel: Behalt dein Herz. Ihr könnt mich mal. Beltz 2024. ISBN: 978-3-407-75936-8

Rezension: Maria Riss