Tanya Lieske: Oma, die Miethaie und ich
Die neunjährige Salila lebt bei ihrer Oma, seit sie denken kann, in der alten gemütlichen Wohnung, mit Grossmutters Flickwerksatt um die Ecke und der alten Kastanie im Hof. Aber nun gibt es rundum im Viertel plötzlich überall Baustellen, das Quartier wird saniert, Läden verschwinden, reiche Leute ziehen in die neu renovierten Wohnungen ein. Seit den letzten drei Wochen bemerkt Salina zudem, dass Oma Briefe erhält. All diese Briefe haben den gleichen Absender und Oma lässt sie alle einfach ungeöffnet verschwinden. Salila und ihr Freund Mehmet lesen die Briefe aber heimlich und finden heraus, dass ein Miethai aus dem fernen Hamburg das Haus geerbt hat. Oma droht die Kündigung. Salila versteht einfach nicht, weshalb Oma nichts unternimmt. Oma kann doch alles reparieren, Oma hat sich im Leben immer und überall gewehrt und beschwert. Als dann die Bauarbeiter im eigenen Haus mit dem Umbauen beginnen, kommt es endlich zu einer Aussprache: Oma gesteht ihrer Enkelin, dass sie sich nicht wehrt, weil sie all die Briefe und Informationen schlicht nicht lesen konnte. Oma wäre nicht Oma, wenn sie sich nun, mit Salilas Lese- und Schreibhilfe nicht zur Wehr setzen würde. Und sie macht dies so, wie sie es am besten kann: mit ganz viel Power, Überzeugungskraft und Oma-Charme.
Dieses Buch zu lesen, das macht ganz grossen Spass. Die Handlung ist spannend, humorvoll und dann auch wieder sehr berührend. Diese «schräge» Oma Henriette, die hätte man gerne zur Grossmutter, nicht nur, weil sie für so viele Dinge eine Lösung bereit hält, sondern auch vor allem deshalb, weil sie sich im entscheidenden Moment von ihrer Enkelin helfen lässt. Erst gegen Schluss des Buches erfahren Leserinnen und Leser, dass Grossmutter Analphabetin ist und man begreift auch, wie geschickt sie dies immer vertuscht hat, mit wie vielen unglaublichen Tricks sie alle Menschen um sie herum getäuscht hat, auch die Leserinnen und Leser des Buches. Ein wunderbares Lese- und Vorlesebuch für Kinder ab etwa 9 Jahren.
Rezension: Maria Riss
Tanya Lieske: Oma, die Miethaie und ich. Beltz, 2012.