Tobias Goldfarb: Klippo. Der Junge, den es nicht geben durfte
Von Klippos Existenz darf niemand wissen. Er lebt, umgeben von vielen Büchern, völlig abgeschottet von der Welt in einem Leuchtturm. Seine Eltern sind Spione für den König, ihnen ist es verboten, Kinder zu haben, weshalb es Klippo eigentlich gar nicht geben dürfte. Von all dem weiss Klippo allerdings nichts, bis seine Eltern ihn eines nachts aus dem Schlaf reissen und mit ihm fliehen. Es geht offensichtlich um Leben und Tod. Der mächtige Schiefbart, Herrscher über die aufständischen Raubritter und Herr des Feuers, ist hinter ihnen her. Mit einem alten Fischerboot bringen die Eltern ihren Sohn auf eine mystische Insel, die im ständigen Nebel verborgen liegt und verschwinden danach spurlos. Klippo ist völlig verwirrt, weiss nicht, was er tun soll. Dann lernt er Nessi, ein etwa gleichaltriges Mädchen, kennen. Sie hilft ihm, ein Obdach und warme Kleider zu bekommen. Sie macht ihm allerdings auch weis, er habe keine Eltern mehr, die Flucht, die Raubritter, all das habe er nur geträumt. Sein richtiger Name sei Kean und er sei auf dieser Insel geboren und aufgewachsen. Alle Bewohnenden der Insel bestätigen, er sei bei einem alten Fischer gross geworden, habe nach einem Sturz im Koma gelegen und sei nun endlich wieder erwacht. Klippo versteht gar nichts mehr und stellt sein ganzes Leben infrage: Wer ist er? Hat er sich seine Eltern und diese gefährliche Flucht wirklich nur eingebildet? Waren die aufständischen Raubritter tatsächlich hinter ihm her? Und was hat es mit diesem rätselhaften Mädchen auf sich, das so nett ist, ihn aber zu belügen scheint? Es dauert nicht lang und riesige, geheimnisvolle Luftschiffe tauchen am Himmel auf. Das müssen Schiefbart und seine Raubritter sein – es gibt sie also doch! Als zudem ein grosses, eisernes Schiff Kurs auf die Insel nimmt, schwebt Klippo erneut in grosser Lebensgefahr. Wie das alles ausgeht, wer Klippo wirklich ist und weshalb Schiefbart ihn tot sehen will, das soll hier noch ein Geheimnis bleiben, zu spannend ist die Lektüre.
Dass Tobias Goldfarb extrem spannend schreiben kann, beweist er mit dem vorliegenden Roman einmal mehr. Der Autor lässt seine Leser*innen bis zum Schluss im Ungewissen, ob das Mädchen Nessie lügt, wer Klippo wirklich ist und warum er so gnadenlos verfolgt wird. Durch diese Ungewissheit geraten Lesende in eine Art Sog, die wenigsten werden das Buch deshalb schnell aus der Hand legen können, bis auf der letzten Seite endlich klar wird, was wirklich passiert ist. Hinzu kommen die vielen lebensgefährlichen Abenteuer und Bedrohungen, die Klippo zusammen mit Nessi bestehen muss. Der atmosphärisch dichte, fantastische Roman wird Lesende ab etwa 12 Jahren mit Sicherheit begeistern. Das Buch eignet sich zudem sehr gut zum Vorlesen. 272 Seiten.
Tobias Goldfarb: Klippo. Der Junge, den es nicht geben durfte. Thienemann 2024. ISBN: 978-3-522-18665-0
Rezension: Maria Riss