Zoran Drvenkar: Frankie und wie er die Welt sieht

Frankie ist zehn. Sein allerbester Freund heisst Lars und sein Hamster «Ihre Hoheit Pedro Sanchez». Frankie hasst alles, was ungerecht ist. Vor allem ärgert ihn über alle Massen, dass niemand etwas gegen dieses Unrecht tut. Bei seiner Mutter zum Beispiel: Der geht es miserabel und sie weint ständig, seit sein Vater sie verlassen hat und in eine andere Stadt gezogen ist. Da muss man doch etwas unternehmen! Frankie reist einfach los, ohne Geld steigt er wie selbstverständlich in einen Zug und reist nach Venedig. Dort sucht er seinen Vater, der mit seiner neuen Freundin in der Lagunenstadt das Leben geniesst. Wer Frankie kennt, weiss, dass er seinen Vater schnell findet und seine Forderung auf den Tisch legt: Papa muss heimkommen, und zwar sofort und sich bei Mama zumindest entschuldigen. Und tatsächlich, Papa kommt heim und zeltet im Garten vor dem Haus, bis Mama seine Entschuldigung angenommen hat. Kaum ist das geschafft, kommt bereits die nächste Ungerechtigkeit, um die sich Frankie kümmert. Sein Freund Lars wurde von seiner Mutter ins Gesicht geschlagen. Das geht ja wohl gar nicht! Frankie muss seinen Freund beschützen und zieht kurzerhand bei Lars ein. Weggehen wird er erst, wenn die Mutter von Lars ihren grossen Fehler wirklich eingesehen hat, sich entschuldigt und verspicht, dass dies nie mehr vorkommen werde. Ganz am Schluss beschliesst Frankie, in die Arktis zu reisen, dort muss doch auch endlich jemand zum Rechten sehen und diese einmalige Landschaft retten. Denn: «Solange sich keiner kümmert, geschieht auch nichts auf der Welt.» So der letzte Satz des Buches.
Zoran Drvenkar wechselt immer mal wieder die Erzählperspektive und spricht seine Leser*innen direkt an. So etwa gleich im ersten Satz: Wir stehen gemütlich auf dem Bürgersteig und sehen einen Jungen auf uns zukommen. Natürlich ist dies die Hauptfigur Frankie. Frankie kann mehr als «normale» Kinder. Wenn er etwas wirklich will, setzt er es durch. Dann wird er manchmal einfach unsichtbar, oder er überzeugt Erwachsene mit seinem Blick, Charme, seiner Ehrlichkeit und der Dringlichkeit seines Vorhabens. Er geht unverdrossen seinen Weg, wie wenn er eine Rüstung anhätte, so der Kommentar des Autors. Manchmal träumt Frankie auch, und zwar so intensiv, dass weder er noch die Lesenden sich sicher sind, ob das nun Traum oder Realität ist. Das Buch ist eine gelungene Mischung aus Lausbuben- und Abenteuergeschichte, gewürzt mit einer Prise Fantasy, sprachlich eigenwillig, stimmig, überaus unterhaltsam und witzig. Eine rasante Geschichte, die sich auch sehr gut vorlesen lässt. Für Kinder ab 10 Jahren. 152 Seiten.

Zoran Drvenkar: Frankie und wie er die Welt sieht. Hanser 2024. ISBN: 978-3-446-28073-1

Rezension: Maria Riss

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