15.10.2024 | Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik
BIM-gerechte Datenerfassung und Prozesse in der digitalen Bauwirtschaft – spannende Fragestellungen in Zertifikatsarbeiten
Building Information Modeling (BIM) verändert aktuell die Bau- und Planungsbranche nachhaltig. Der Zertifikatslehrgang «CAS GeoBIM» vermittelt fundierte und praktische Einblicke in die Prozesse der digitalen Bauwirtschaft – aus Perspektive der Geomatik und angewandten Branchen. In den Zertifikatsarbeiten haben die Teilnehmenden wichtige Fragestellungen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen untersucht. Ein Einblick.
Austausch von Werkinformationen: Nutzung von GIS-Daten in BIM Projekten
Christian Erhart und Christian Fricker untersuchten den objektorientierten Austausch von Werkinformationen zwischen GIS- und BIM-Systemen in der Schweiz. Seit den 1990er Jahren werden Werkinformationen in GIS-Systemen erfasst, die für den Betrieb und den Unterhalt von Leitungsnetzen notwendig sind. In den letzten Jahren hat die BIM-Methodik im Infrastrukturbau zunehmend an Bedeutung gewonnen und wird ab dem Jahr 2025 für alle bundesnahen Betriebe verpflichtend. Die Arbeit zeigt, dass INTERLIS 2 in der Schweiz als optimales Austauschformat für GIS-Daten gilt, während das Shape-Format für den Import in BIM-Systeme genutzt wird. Eine zentrale Herausforderung besteht in der Umwandlung von 2D- zu 3D-Daten, wobei digitale Geländemodelle wie «swissALTI3D» der swisstopo verwendet werden. Die Interoperabilität zwischen GIS und BIM sowie eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten sind entscheidend für eine erfolgreiche Anwendung der BIM-Methodik im Infrastrukturbau.
Bild: Bestandesmodell der Werkleitungen aus GIS-Daten generiert für BIM Projekte
Nutzen von Field2BIM
Raphael Schirmer und Patrick Stenz untersuchten die wachsende Bedeutung von BIM und As-Built-Modellen, insbesondere durch den Prozess Scan to BIM, bei dem physische Gebäude mittels 3D-Scanning digital erfasst werden. In der Schweiz und international fördern Initiativen wie «buildingSMART» die Standardisierung von BIM, welches ab dem Jahr 2025 für staatliche Bauprojekte verpflichtend sein wird. Obwohl BIM im Hochbau weiter fortgeschritten ist, gewinnt es auch im Tiefbau an Bedeutung. Herausforderungen sind fehlendes Know-how und die notwendige Zusammenarbeit aller Beteiligten. Studien zeigen, dass BIM dazu beitragen kann, Kosten- und Zeitüberschreitungen bei Bauprojekten zu reduzieren.
Bild: Evangelische Kirche Wattwil, Scan2BIM-Modell mit Qualitätsvergleich
BIM 2 Field im Tiefbau: Auswirkungen der BIM-Methode auf Bauunternehmen
Jérémie Rueher und Sandra Waser untersuchten die Auswirkungen der BIM-Methode auf Bauunternehmen im Tiefbau. Während BIM im Hochbau bereits weit verbreitet ist, steckt die Anwendung im Tiefbau in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Die Arbeit beleuchtet, wie BIM interne Prozesse, Werkzeuge und Software in Bauunternehmen beeinflusst, und zeigt sowohl Vorteile wie erhöhte Transparenz und Effizienz als auch Herausforderungen wie fehlende Standards auf. Anhand Interviews mit Fachleuten aus BIM-Pilotprojekten werden praktische Erfahrungen dokumentiert. Das Potenzial von BIM wird hervorgehoben, jedoch gibt es auch betriebliche Hürden, die überwunden werden müssen, um die Vorteile in der Praxis zu realisieren. Rueher und Waser geben Empfehlungen für zukünftige Forschung zur verbesserten Integration von BIM.
Bild: BIM in einem Infrastrukturprojekt
Bild: Bemassung in TrimbleConnect, Schrägansicht
IFC 4.3 – Neuster ISO-Standard für BIM2field Veränderungen für den Strassenbau
Reto Bardill und Thomas Roos untersuchten den Fortschritt der Digitalisierung im Bauwesen, insbesondere im Kontext von BIM und digitalem Bauen. Während die Digitalisierung bisher vor allem im Hochbau vorangeschritten ist, gibt es inzwischen auch digitale Lösungen für den Strassen- und Tiefbau. Der IFC-Standard 4.3.2 ermöglicht erstmals die Abbildung von Objekten mit Achsbezug und verbessert die Integration von Geometrie und funktionalen Informationen. Dies reduziert Widersprüche und Fehler im Planungsprozess und ermöglicht eine präzisere Modellierung des Bauvorhabens als digitalen Zwilling. Trotz dieser Fortschritte haben viele Softwarehersteller noch Schwierigkeiten, den neuen Standard vollständig zu interpretieren. In der Untersuchung der BIM2field-Anwendung zeigt sich, dass die iCON-Feldsoftware derzeit nur den älteren Standard IFC 2x3 unterstützt.
Bild: Parametrisches Strassenmodell aus dem Austauschformat IFC 4.3.2 als Datengrundlage für den Bau einer Strasse.
CAS Geoinformation & BIM (CAS GeoBIM)
Die Einblicke in die Zertifikatsarbeiten veranschaulichen, welche unterschiedlichen und spannenden Fragestellungen mit dem im Zertifikatslehrgang «CAS GeoBIM» gewonnenen Wissen beantwortet werden können.
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Die nächste Durchführung des Zertifikatslehrgangs «CAS GeoBIM» startet am 24. Februar 2025. Begeistern Sie sich für diese Themen? Dann melden Sie sich jetzt an und sichern Sie sich Ihren Platz – es sind noch freie Plätze verfügbar!
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