Zwei Leben – Profi-Triathlet & App-Erfinder
Sven Altermatt ist Spitzensportler. Sein Herz schlägt für den Triathlon. Und: er ist Wissenschaftler im Bereich der Medizininformatik. Er half beispielsweise mit, eine App zu entwickeln, welche Schlaganfall-Patient*innen beim Wiedererlernen des Sprechens unterstützt. Wie er Sport und Beruf unter einen Hut bringt und welche Wünsche und Ziele er in beiden Bereichen hat, erzählte er im Gespräch.
Seit rund neun Jahren ist Sven Profisportler. Ursprünglich war er Läufer. Eine Knieverletzung brachte ihn zum Triathlon. Diese Umstellung auf einen gelenkschonenderen Sport empfahl ihm damals seine Physiotherapeutin, deren Tochter eine talentierte Triathletin ist. So kam es, dass Sven 2012 seinen ersten Triathlon in Rapperswil lief. Das war der Beginn einer grossen Leidenschaft. Bereits zwei Jahre später lief er erstmals in der Profi-Liga. Seither hat er schon grosse Erfolge gefeiert: Am bekannten Ironman in Maastricht, Holland belegte er beispielsweise letztes Jahr den 13. Platz – dies bei insgesamt 2'000 Teilnehmer*innen. Im selben Jahr holte sich Sven Gold im Zuger Duathlon und wurde Schweizermeister. Was Sven als nächstes erreichen möchte? Da muss er nicht lange überlegen. Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: «Mein grösster Traum ist es, mich nächstes Jahr für den legendären Ironman in Hawaii zu qualifizieren»!
Duale Karriere: Triathlet und Wissenschaftler
Aber ganz setzt Sven nicht auf den Sport. Er hat eine abgeschlossene Lehre als Elektroniker und einen Master-Abschluss in Life Sciences von der Hochschule für Life Sciences FHNW (HLS) in der Tasche und arbeitet heute als Wissenschaftler im Institut für Medizintechnik und Medizininformatik an der HLS. Sven verfolgt einen dualen Weg. Er widmet sich seiner Sportlerkarriere und hat gleichzeitig ein Bachelor- und Masterstudium gemacht und in einem Beruf Fuss gefasst, der ihm gefällt. Wie hat er es geschafft, beides zu vereinen?
Teilzeit-Studium für Spitzensportler
«Während meines Master-Studiums an der Hochschule für Life Sciences FHNW habe ich anfangs Vollzeit studiert und täglich rund drei Stunden trainiert. Um alles unter einen Hut zu bekommen, bin ich täglich um 4 Uhr aufgestanden. Das war sehr intensiv und ging mit der Zeit an die Nieren», erinnert sich Sven. Als die Belastung zu gross wurde, suchte er das Gespräch mit seinen Dozent*innen an der HLS. «Meine Profs unterstützten mein sportliches Engagement von Anfang an zu 100 Prozent und ebneten mir den Weg für ein Teilzeitstudium. Dafür bin ich sehr dankbar! So konnte ich Trainingsstunden, Wettkämpfe und Präsenzzeiten an der HLS vereinbaren und mein Studium erfolgreich abschliessen,» sagt Sven. Heute berät der Triathlet aus dem Laufental selbst Sporttalente, die an der FHNW studieren und am Anfang ihrer Sportlerkarriere stehen, genau in solchen Fragen: «Ich empfehle Studierenden, die ihrer Sportlerkarriere parallel zum Studium ernsthaft verfolgen möchten, ihre Dozent*innen frühzeitig von ihrem sportlichen Commitment zu erzählen und ein Teilzeit-Studium anzupeilen.»
Sven Altermatt, Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Medizintechnik und Medizininformatik
Masterarbeit als Eintrittsticket in den Job
Svens heutiger Job als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HLS hat sich aus seiner Masterarbeit ergeben, die er im Rahmen des Forschungsprojekts E-inclusion schreiben durfte. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Forschungsteam der FHNW und in Zusammenarbeit mit Spitälern und Reha-Einrichtungen durfte er eine Trainings-App für Schlaganfallpatient*innen mitentwickeln.
Schlaganfälle und andere Hirnverletzungen können Menschen sprachlos machen oder ihr Lesen, Schreiben und Sprechen beeinträchtigen. Die Betroffenen müssen Vieles neu lernen. «Die Trainings-App, die wir entwickelt haben, hilft dabei,» so Sven. Nach einführenden Aufgaben in der Logopädie können die Betroffenen mithilfe der App ihre Übungen zu Hause digital weiterführen. Um den Erfolg der Sprachtherapie zu messen, hat das Forschungsteam in einem Folgeprojekt ein digitales Messinstrument entwickelt, welches die gesprochenen Wörter erkennt und auch die Benennungsgeschwindigkeit analysiert. «Das ist die Zeit, die jemand braucht, um für ein gezeigtes Bild das korrekte Wort auszusprechen. Je schneller wir Dinge im Alltag erkennen und sprachlich darauf reagieren können, desto besser verstehen wir einander», erklärt Sven. Wenn Betroffene künftig mit der App trainieren, erhalten sie eine personalisierte Auswertung und sehen objektiv, welche Fortschritte sie machen.
Neues Forschungsprojekt soll Svens Leidenschaft für Sport, Medizin und Technik vereinen
Derzeit schmiedet Sven bereits neue Pläne. Er möchte ein Forschungsprojekt auf die Beine stellen, welches die Brücke zwischen seiner Leidenschaft für Sport, Medizin und Technik schlägt: «Den Anstoss für dieses Projekt gab meine Freundin», lacht Sven. «Sie ist selbst leidenschaftliche Triathletin. Sie brachte mich auf die Idee, eine App zu entwickeln, die dabei hilft, das Training bei Frauen auf deren Menstruationszyklus abzustimmen. Das Auf und Ab der Hormone während des Zyklus beeinflusst die körperliche Leistungsfähigkeit beim Sport. Die App soll dabei helfen, Tipps für ein optimales Training an jedem Tag des Zyklus zu geben.» Erste Gespräche mit möglichen Praxispartnern sind bereits im Gange.
"Zu wissen, dass mein Vater immer für mich da ist, gibt mir enorm viel Kraft"
Svens Passion für Technik weckte sein Grossvater bereits in jungen Jahren in ihm: «Ich erinnere mich noch gut, wie mein Grossvater mit mir zusammen in der Garage geschraubt, gewerkelt und an elektrischen Schaltungen getüftelt hat. Wir haben sogar ein kleines Radio zusammen gebaut», erinnert sich Sven. Sein Bubentraum war darum klar: «Ich wollte Elektroniker bei der Nasa werden,» lacht er. Erforschen tut Sven heute zwar nicht den Weltraum, aber die Liebe zur Technik ist geblieben und das Interesse an der Medizin hinzugekommen. Beides vereint er heute als Wissenschaftler im Bereich Medizininformatik und Medizintechnik an der Hochschule für Life Sciences FHNW. «Mein Vater war während all der formenden Jahre in Sport, Ausbildung und Job an meiner Seite und unterstützt mich in meiner Sportkarriere bis heute,» so Sven. «Zu wissen, dass er immer für mich da ist, gibt mir enorm viel Kraft und ermöglicht es mir, mein Bestes zu geben. Dafür bin ich unendlich dankbar. Er ist ein grosses Vorbild für mich,» sagt Sven.
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