28.5.2019 | Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik
Erzähl mal… Shadi Rahbaran & Ursula Hürzeler
Ein Haus, mit dem man umziehen kann. Das war der Auftrag an die Architektinnen Shadi Rahbaran und Ursula Hürzeler von Rahbaran Hürzeler Architekten, welche ab Juli ihr Wissen als Professorinnen für Entwurf und Konstruktion im dritten Studienjahr am Institut Architektur an Studierende weitergeben. Erzählt mal…
Ursula Hürzeler (UH, im Bild links): Nico Ros kam irgendwann auf uns zu und sagte, er wolle ein Haus bauen, habe aber keinen Ort dafür. Es solle klein sein und sie wollten sich auch nicht unbedingt auf einen Ort festlegen. Die Idee, dass ein Haus auf- und abgebaut werden kann und bei dem man sich nicht auf einen Ort festlegt, fanden wir architektonisch sehr spannend: Wie kann man ein Haus einfacher, leichter bauen, wie kann man ein Haus reduzieren?
Da ich früher schon einmal als Assistentin am Institut Architektur der FHNW gearbeitet hatte, ebenso wie Nico Ros, der zum Thema Tragkonstruktion doziert, bestand bereits eine gemeinsame Beziehung zwischen der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik und unseren beiden Büros.
Bei der Umsetzung gab es zwei grosse Herausforderungen: Wie plane ich ein Haus, ohne den Ort dafür zu kennen? Normalerweise ist der Ort ein ganz wichtiger Ausgangspunkt. In diesem Fall drehten wir das dann aber um und planten von innen her, nicht von aussen. Die zweite Herausforderung war die Frage, wie man alles verschlanken und reduzieren kann. Nico Roos konnte dabei die Ingenieursseite einbringen. Zudem ist er der Bauherr, was uns die Freiheit gab, Dinge auszutesten. Das war ein riesiger Vorteil, denn so konnten wir experimentieren, was man häufig bei einem Auftrag nicht kann.
Shadi Rahbaran (SR, im Bild rechts): Das architektonische Konzept gibt den Rahmen für das ganze Haus vor. Die Tragstruktur bildet dieses Raumkonzept auch statisch ab. Die raumbildenden Schränke sind gleichzeitig auch die tragenden Elemente. Ausserdem ist in den Schränken auch die ganze Haustechnik integriert, so konnten wir viel Platz sparen. Von den 100m2 Grundfläche bleiben so 97m2 als Nutzfläche –das ist für ein Haus sehr effizient. Das Movable House sollte das Bedürfnis nach Veränderung und Flexibilität ermöglichen und trotzdem Komfort und Behaglichkeit bieten.
UH: So dann kam das Institut Energie am Bau dazu. Die Forschungstätigkeit der Hochschule eröffnete uns die Möglichkeit, neue Materialien einzusetzen und zu testen. Das Institut hat vorab dynamisch berechnet, wie sich das Gebäude verhalten wird.
SR: Das war ein spannender Prozess, bei dem vieles immer wieder geändert wurde. Aber er hatte auch eine Eigendynamik, bei der wir merkten, dass es nicht ganz einfach ist, mit der Forschung das gleiche Tempo zu finden. Da mussten wir immer wieder Wege finden, die beiden Dinge in Gleichschritt zu bringen und einen gemeinsamen Rhythmus zu finden.
UH: Der Aufbau des Hauses dauerte zwei Wochen, der Ausbau einen Monat und das, nachdem wir zwei Jahre geplant hatten. Das Haus ist nun fertig und da auch ein Monitoring Teil des Pilot- und Forschungsprojekts des Instituts Energie am Bau ist, können wir das 1:1 überprüfen. Jetzt geht es vor allem darum, zu beobachten und die gewonnenen Erkenntnisse auszuwerten. Diese Phase läuft seit letztem Sommer und wir prüfen und überwachen nun ein Jahr lang, wie sich das Haus in der Praxis verhält. Davon können wir alle viel lernen und für künftige Bauten davon profitieren. Das ist einmalig.
Wenn alles funktioniert, dann ist das ein tolles Know-How, das man wieder bei anderen Bauten anwenden kann. Wir haben eine hochentwickelte Baukultur. Und mal wieder zu fragen, was es wirklich braucht, war eher unüblich aber eben auch sehr interessant.
SR: Im normalen Baualltag ist man sehr limitiert. Zeitlich und finanziell aber auch dahingehend, wie experimentierfreudig eine Bauherrschaft ist. Dementsprechend ist Innovation auch recht schwierig. Man wird kaum ermutigt, etwas Neues auszuprobieren. Das war hier zum Glück anders.